Mitte September bis Mitte Oktober verbringe ich auf Krücken zuhause. Es zeigt sich, dass ich längst nicht so aktiv bin, wie ich mir das noch in der Reha vorgestellt hatte. Den größten Teil des Tages verbringe ich vor dem PC, der mir von der Tageszeitung bis zum Fernseher alle früher genutzten Medien ersetzt.
Das Highlight des Tages ist der unvermeidbare Gang zur Toilette, manchmal ergibt sich daraus ein Gespräch mit den Nachbarn oder irgendeine kleinere Aktivität, die sich gerade noch so mit Krücken erledigen lässt. Eigentlich ist es wie immer, sobald ich einmal den Schritt vor den Wagen gemacht habe, ergeben sich die Aktivitäten von selbst. Nur ist dieser Schritt im Moment eben sehr viel mühsamer.
Für die Dinge, die sich nicht auf Krücken erledigen lassen, finde ich in der Regel Hilfe in der Nachbarschaft. So alle drei bis vier Tage schaut mal einer herein und fragt, ob noch alles okay ist. Und meistens ist es das.
Die größte Hilfe aber ist die Ex-Liebste, die mir in vielerlei Hinsicht und unter Verzicht auf die romantischen Beibedeutungen noch immer die Liebste ist. Sie hat es gerne übernommen, mich zu den wöchentlichen Einkäufen, dem Hausarzt und einmal auch ins Kino zu begleiten. Nebenbei wirft sie dann noch die Wäsche in die Maschine, sieht großzügig über das mich umgebende Chaos hinweg und unterhält mich mit Geschichten aus ihrem (aktuellen) Leben. Ich bin sehr dankbar.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt blicke ich auf fünf von sechs Wochen zurück, während denen ich das gebrochene Bein nicht belasten soll. Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, spreche ich gerne von „kleinsten Schritten“, in denen meine Genesung erfolgt. Das können mal drei Grad sein, die ich das Knie mehr beugen kann, und ein anderes Mal das freudvolle Bemerken, dass ich mich beim Einschlafen zum ersten Mal mühelos über die gebrochene Seite gedreht habe. Manche Fortschritte bemerke ich erst verspätet. Seit wann juckt die Naht nicht mehr? Und seit wann hebe ich das Bein nicht mehr mit den Händen ins Bett, sondern aus eigener Kraft? Keine Ahnung, aber in der Summe addieren sich diese kleinen Fortschritte zu einem Zustand, in dem ich das Bein nun gerne mal wieder ausprobieren möchte. Klingt seltsam, aber ich freue mich auf die Reha.
Na, das klingt doch recht erfreulich. Ich wünsch dir viel Erfolg und Freude da in der Reha. Auf dass es wieder richtig gut wird.