…, eigentlich Anschlußheilbehandlung, aber das habe ich erst hier erfahren. Und der Unterschied zur Reha, keine Ahnung. Andere, die hier die gleichen Dinge tun wie ich, machen Reha. Sagen wir also Reha, weil’s so schön kurz ist.
1. Tag, Dienstag, 17.1.23Die Anreise verlief ohne Probleme mit Rad und Bahn. Vermutlich hat das von außen nicht immer so ausgesehen, ich bekam gleich zweimal von jungen Menschen Hilfe angeboten, als ich das Fahrrad die Treppen hoch- bzw. runtertrug („Voll normal, ‚ey!“). Was – nur nebenbei – ohnehin unnötig war, weil es ein paar Meter weiter einen Aufzug gab. Muss man halt wissen.
Die Abholung am Bahnhof funktionierte, Check-in mit Coronatest, Einzelzimmer, ein erstes schmackhaftes Essen und das WLAN ist umsonst, ich bin erstmal zufrieden.
Im Laufe des Tages dann die erste ärztliche Untersuchung zur Erstellung des Therapieplanes und eine Hausführung mit anschließendem „Kaffee auf’s Haus“, der überwiegend dazu diente, sich irgendeinen anderen der Neuankömmlinge zum Tischpartner zu wählen. Weil Corona. Am Tisch fallen die Masken, und wenn dann jeder mit jedem …, nicht auszudenken.
Abends viel zu früh eingeschlafen, dafür konnte ich mich dann ab 23.00 Uhr mit dem Laptop und dem darauf installierten Linux beschäftigen. Beides war ja noch nie richtig im „Produktiveinsatz“ und nun muss halt nachinstalliert werden, was noch fehlt. Aus gegebenem Anlass der jDownloader und ein Hilfsprogramm, um auch YouTube-Videos downloaden zu können.
2. Tag, Mittwoch
Ein weiterer Tag, der gefühlt nur dem Ankommen dient, Blutentnahme, EKG, Pad-Test für die Menschen mit Prostataproblemen. Letzteres will man(n) nicht wirklich brauchen, es wird eine Vorlage eingelegt (was eine nette Umschreibung dafür ist, dass eine kleine Windel vor den Penis gelegt wird) und eine definierte Menge Wasser gegeben, danach wird 30 Minuten spazierengegangen und harndrangauslösende Gymnastik gemacht. Zum Abschluss wird die Windel gewogen, um festzustellen, wieviel Harn unkontrolliert abgegangen ist. Hätte ich eigentlich nicht gebraucht, aber nun habe ich es amtlich, dass ich meinen Harn noch halten kann. Auch schön!
Schon gestern bei der Hausführung und auch heute noch einmal während des Einführungsvortrages voller Stolz erwähnt, das Patienten-Leitsystem. Es ist tatsächlich recht clever gemacht und funktioniert ausschließlich über Piktogramme und Wartezonen. Im Therapieplan gibt es zur jeweiligen Anwendung eine Uhrzeit und ein Piktogramm, als Patient läuft man den Piktogrammen solange nach, bis man die dazugehörige Wartezone erreicht hat. Dort wird man dann abgeholt. Die Eigenleistung besteht darin, herauszufinden wie lange man vom eigenen Zimmer bis zum jeweiligen Wartebereich braucht. Bei mir sind das maximal sieben Minuten.
Ich bin im dritten Stockwerk untergebracht und schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Treppensteigen meine eigentliche und vermutlich auch wirksame Übung sein wird. Ich verzichte freiwillig auf den Aufzug, der die Wegezeit unkalkulierbar macht. Das schont die Nerven.
3. Tag, Donnerstag
Heute geht es dann mit dem Programm los, so richtig, meint: um 7.00 Uhr in der Frühe. Gestern im Einführungsvortrag hieß es noch, wir sollen uns hier wohlfühlen. Ich zumindest habe mich um 7.00 Uhr nur zu sehr seltenen Gelegenheiten wohlgefühlt, heute definitiv nicht. Ich erspare mir jede Diskussion und lerne Beckenbodengymnastik, obwohl ich nicht inkontinent bin. Wer weiß, wann ich das mal gebrauchen kann (ganz ähnlich wie Spanisch auf Duolingo).
Aber dann gibt’s endlich Wellness, nämlich 15 Minuten Medijet. Das Medijet ist hier der Renner und auch zu den Freizeiten ständig ausgebucht. Es ist ein besseres Wasserbett, das dir einen starken Wasserstrahl an die aufliegenden Körperstellen lenkt. Alles mit Sinn und Koordination, es ist automatisierte Massage, gerne wieder.
Von der/die/das Fango bin ich eher unterwältigt. Eingepackt auf einem heißen Kissen liegen bietet mir genau nichts. Tausche Fango gegen Medijet.
Sehr viel besser dann der Termin beim Psychodoc, angenehmes Geplauder über Unangenehmes. Und darüber, was einen so am Leben hält; zum Schluß hat er nach Bildern vom Dome gefragt und diese auch angemessen bewundert. Grund genug, nocheinmal hinzugehen.
4. Tag, Freitag
Ziemlich vollgepackt heute der Tag. Ich erspare Euch die Einzelheiten der verschiedenen Therapien, vielleicht bei Gelegenheit mehr.
5. Tag, Samstag, 1.29 Uhr, gefühlt noch Freitag
Zu mehr hat’s gestern nicht mehr gereicht. Kurz nach den letzten Zeilen bin ich ins Bett und habe (mit einer kurzen Unterbrechung für das Abendessen) bis gegen 23.30 Uhr geschlafen. Um zu wissen, was los ist, muss ich kein Meister der Selbstbeobachtung sein. Gestern um die Mittagszeit kam bereits zum zweiten Mal ein Anruf einer Pflegeeinrichtung, die bereit wäre, Mutter aufzunehmen. Es seien nur ein paar Unterschriften zu leisten. Betonung auf „nur“. Ich will an dieser Stelle gar nicht darauf eingehen, was alles mich abhält, diese Unterschriften zu leisten, nur darauf, dass in einem solchen Telefongespräch unsere gesamte dysfunktionale Familiengeschichte berührt ist. Und wie wenig dieses tiefe familiäre Nicht-funktionieren verstanden wird, bei aller Professionalität. Es widerspricht spürbar der Erwartung. Ich glaube Spurenelemente von Enttäuschung, fast schon Entrüstung wahrzunehmen. Aber das könnte auch eine Projektion meiner Befindlichkeit sein, denn natürlich gibt es auch in mir die Seite, die darauf besteht, dass die Dinge nicht sein dürfen, wie sie nun einmal sind. Die Seite, die darauf besteht, dass es mit angemessener Bemühung möglich wäre, anders zu fühlen, anders zu handeln. Ob Projektion oder reale Wahrnehmung, jedes der Gespräche mit Sozial- und Pflegediensten lässt mich in Schuld und Scham über die familiäre Situation und das eigene Unvermögen, daran etwas zu ändern, zurück.
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4.30 Uhr, habe jetzt unangemessen lange an einer Email an den Sozialdienst des Krankenhauses gesessen, in dem meine Mutter liegt. Wir hatten schon mehrfach Kontakt, aber es war mir ein Bedürfnis – ich vermute als Gegenreaktion auf oben erwähnte Schuld und Scham – auf unmißverständlichste Art und Weise mitzuteilen, dass weder von mir noch dem Rest der Familie irgendeine Verantwortungsübernahme für meine Mutter zu erwarten ist. Das ist schlimm und hat Gründe, gehört aber gar nicht in diesen Reha-Beitrag.
Was hierher gehört ist, dass mich dieser letzte Anruf massiv aus der Bahn geworfen hat. Also sehr und auf sehr ungewohnte Weise. Rückzug ins Bett ist selten. Ich werde das beobachten, habe aber das Gefühl, dass die Email etwas gelöst hat. Abgeschickt habe ich sie allerdings noch nicht.
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Der Samstag verging mit drei Mahlzeiten, zwei Schläfchen, etwas Internet und Serienkonsum. Problematisches Verhalten setzt sich fort.
6. Tag, Sonntag
Bin heute das erste Mal spazieren gegangen, dann aber gleich mehr als eineinhalb Stunden. Das geschah auf Anregung von L., dem mir zugeteilten Tischnachbar. Nicht meine erste Wahl und tatsächlich finde ich die Sache mit den fest zugeteilten Tischnachbarn suboptimal, vermutlich aus den falschen Gründen. Es wäre sehr viel unpersönlicher, meint: mir genehmer, wenn man ab und zu die Gesellschaft wechseln könnte. Aber bei drei täglich geteilten Mahlzeiten lässt sich „sozialer Kontakt“ kaum vermeiden, also habe ich ihn. Wenn auch nur aus Höflichkeit und auf Sparflamme. Und zugegeben, selbst in kleinen Dosen ist das gelegentlich entlastend.
Ansonsten: Das Abendessen versehentlich im Bett verbracht und die Email abgeschickt.
7. Tag, Montag
Vortrag und Übung zur Progressiven Muskelentspannung hat mich daran erinnert, dass Meditation mal wieder einen Versuch verdient hätte.
8. Tag, Dienstag
Mehrere Betreuungsmenschen hier gefragt, ob sich irgendwo ein Meditationskissen auftreiben ließe. Leider nein.
Heute morgen eine Email betreffs Mutter erhalten. Sie wird nachhause entlassen, bekommt dort zweimal am Tag Unterstützung für Hygiene und Medis sowie einmal in der Woche eine Haushaltshilfe. Ich bin beruhigt.
9. Tag, Mittwoch
Jetzt doch ein Meditationskissen improvisiert, ich durfte aus der Ergotherapie ein Kissen ausleihen, das gemeinsam mit einem normalen Schlafkissen, das ich in eine Stofftasche gestopft habe, ein recht brauchbares Meditationskissen abgibt. Medi funzt!
Ansonsten bin ich gerade etwas genervt davon, dass ich heute schon zweimal mit Menschen zu tun hatte, die mir irgendwelche Meinungen aufdrücken wollten, naja, eigentlich wollten sie mir nur erzählen, wie sie so in der Welt stehen. Nur dass ich das erstens gar nicht wissen wollte und zweitens dazu im Widerspruch stand, was ich leider auch vertreten musste. Höflich und moderat natürlich, was anstrengend ist, wenn man viel lieber sagen möchte, dass man an solcherlei starker Meinung im besten Fall uninteressiert ist.
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Meine Mutter wurde heute aus dem Krankenhaus entlassen und auch gleich wieder eingeliefert, weil der Pflegedienst sich weigert, die Pflege zu übernehmen. Die Situation bleibt belastend.
10. Tag, Donnerstag
In der Visite ergibt sich im Gespräch über die Situation mit meiner Mutter die Möglichkeit, den Aufenthalt hier eventuell ein paar Tage früher zu beenden. Ich begrüße das als Handlungsoption.
Psychodoc, sehr angenehmes Gespräch, in dem ich die Gedanken der letzten Tage mal ausgesprochen anhören konnte. Also von mir gedacht, ausgesprochen und angehört. Ist ja immer ein einsamer Job, Gedanken aufräumen, auch wenn jemand danebensitzt und Stichworte gibt. Währendessen verpasse ich einen Anruf vom Krankenhaus.
11. Tag, Freitag
Der Rückruf im Krankenhaus ergibt, dass Mutter sich definitiv nicht mehr alleine versorgen kann und dauerhaft in einem Pflegeheim untergebracht werden sollte. Es kommen wieder die Unterschriften zur Sprache, von denen ich noch nicht weiß, ob ich sie geben möchte. Unabhängig davon sage ich zu, am 6.2. in Frankfurt vorbeizukommen.
Das ist eigentlich mein Entlassungsdatum, im Folgenden spreche ich mit der zuständigen Ärztin und vereinbare meine vorzeitige Entlassung am 3.2., aufgrund dieser Verschiebung habe ich schon am Mittag mein vorgezogenes Abschlußgespräch. Mir gefällt es, hier formal schon durch zu sein, obwohl ich noch eine Woche hier verbringe. Es gibt dem Vorgang eine Verbindlichkeit, die ich gerade sehr gebrauchen kann.
12. Tag, Samstag
Nach dem Mittagessen mit dem Fahrrad nach Marburg gefahren und dort das Landgrafenschloss besichtigt. Wobei das Schloss für mich die Zugabe war zu einem Künstler, Hans Schohl, der dort ausgestellt wurde.
13. Tag, Sonntag
Sehr früh aufgestanden, das scheint mein neuer Schlaf-Wach-Rhythmus hier zu sein, geschlafen wird von 20.30 bis 4.30 Uhr, +/- 30 Minuten. Die halbe Stunde, die ich noch dösend und denkend im Bett verbrachte, ließ mich mit der Hoffnung in den Tag starten, dass ich einfach ganz viel schreiben würde, mir ganz viel wegschreiben würde von dem, was mich gerade so beschäftigt. Es ist Trauer, eine vorweggenommene Trauer um Mutter. Letztlich habe ich nichts (!) geschrieben, weil ich es nicht angemessen kann. Zu verkopft oder zu weinerlich, kaum Zwischentöne. Keine Worte, die mich abbilden, so wie ich gesehen werden möchte, und zugleich wahr sind. Ich bin gerade viel zu sehr, wie ich nicht sein möchte.Stattdessen habe ich schon vor dem Frühstück einen Spielfilm zur Gänze durchgeschaut. Und dabei blieb es für den Rest des Tages: Mahlzeiten und Medienkonsum.
14. Tag, Montag
Ein Rehatag, wie Rehatage halt so sind. Man turnt verschiedene Anwendungen oder Veranstaltungen durch, nach 14 Tagen ist nichts davon noch wirklich spannend. Es ist sogar so langweilig, dass ich nicht einmal darüber schreiben möchte.
Abends mal wieder eine Email an den Sozialdienst des Krankenhauses, in dem Mutter liegt. Gute Chancen, dass die von mir genauso genervt sind, wie ich von ihnen.
15. Tag, Dienstag
Gerade saß ich in der Patientenverabschiedung, einer Veranstaltung in der den Patienten nochmal Gelegenheit gegeben wurde, die Klinik zu loben. Oder auch zu kritisieren, der Vortragende „nimmt das mit“. Gelobt wurde mehrheitlich das gute Essen, die Sauberkeit der Zimmer und die Freundlichkeit des Reinigungspersonals, ich würde dieser Aufzählung noch das stets in Streamingqualität verfügbare Internet hinzufügen.
Uneins war das Stimmungsbild bezüglich der Sitzplatz-Vorgaben. Zwangsverpartnerung am Ankunftstag versus freie Sitzplatzwahl versus Tischzuordnung über Tischnummern, vieles ist vorstellbar, nichts von allen gewollt. Erlebt habe ich die Zwangsverpartnerung am Anreisetag und …, naja, wir haben uns vertragen. Mehr kann ich nicht sagen, zumeist sind wir über Smalltalk nicht hinausgekommen und wenn es mal ernster und weltanschaulicher wurde, waren wir zumeist gegenteiliger Meinung. Auf höfliche und moderate Weise, das geht ja, wenn einem das Gegenüber eher egal ist.
Die Kritik war überwiegend durch Minderheiten geprägt, die Wege der Außenanlage sind für Rollatoren eher ungeeignet, die Matratzen und Kissen zu dünn oder zu dick, irgendwas mit den Lichtverhältnissen in den Zimmern, alles nachvollziehbar, vor dem Hintergrund der positiven Gesamtbewertung aber auch vernachlässigbar (obwohl, die Sache mit den Rollatoren …).
Ende der Veranstaltung. Fällt Euch was auf?
Genau, es ging die ganze Zeit über um die Unterbringung und die ist zugegeben auf hohem Niveau. Was fehlt ist eine entsprechende Würdigung der verschiedenen Anwendungen. Das ist interessanterweise in diesem Blogbeitrag ja ähnlich; das, was die Heilbehandlung ausmachen sollte, die Qualität der jeweiligen Anwendung, kommt kaum vor.
In einer ersten Annäherung könnte man sagen, die Anwendungen in ihrer Gesamtheit sind nicht schlecht genug, um sie zu kritisieren und nicht gut genug, um sie zu loben. Aber das geht genauer. Kritik verbietet sich, weil das Personal kompetent ist (soweit ich das als Patient beurteilen kann) und jederzeit auf professionelle Weise freundlich. Zugleich fehlt aber der Anreiz zum Lob, weil der Patientenkontakt sich in aller Regel maximal unpersönlich gestaltet. Ich fühle mich als Patient nicht gesehen.
Am Beispiel: Auf meinen Wunsch hin gab es bei den physiotherapeutischen Angeboten eine Schwerpunkt auf den Beinen. Ich hatte also „Kleingruppe untere Extremität“ und „Bewegungsbad untere Extremität“, beides gerne und vermutlich mit Gewinn. Aber bei wirklich jeder der Anwendungen hatten wir einen anderen Behandler, keiner und keine machte etwas besonders gut oder schlecht, sie machten halt ihr Programm. Unnötiger Aufwand, sich den Namen zu merken. Es entsteht ein Gefühl allgemeiner Austauschbarkeit, die Behandler sind austauschbar und die Patienten sind es auch.
Fast ist man froh, dass es so etwas wie eine rudimentäre Anwesenheitskontrolle gibt, die Patienten werden durchgezählt, wenn die Zahl stimmt muss sich niemand um die Namen kümmern.
Bei den Vorträgen und in der Medizinischen Trainingstherapie (von den Patienten Muckibude genannt) fällt auch das Durchzählen weg, es wird auf die Eigenverantwortung der Patienten gesetzt. Das ist gut so, ich wäre der erste, der ein zuviel an Kontrolle beklagt, wenn es anders wäre. Aber mit einer entsprechenden Vorgestimmtheit fühlt es sich an, als sei es letztendlich vollkommen egal, ob man teilnimmt oder nicht. Nochmals, ich fühle mich nicht gesehen.
Es gibt eine einzige Anwendung, wo es etwas persönlicher werden könnte, „Krankengymnastik Einzel“. Weil einzel und immer bei der gleichen Behandlerin. Leider hat sie die Vorgabe „Beckenbodentraining“, weil sich das bei Prostatakrebs-Patienten so wohl gehört. Auch wenn man nicht inkontinent ist. So zur Vorsorge oder weil vielleicht später …, ich bin nicht überzeugt. Sorry Leute, ihr meint schon wieder nicht mich, nicht wirklich.
Ende des Klagens, ich denke ihr habt meinen Punkt verstanden: hier ist alles viel zu unpersönlich.
Dennoch wurde diese Regel an einer Stelle sehr positiv durchbrochen, nämlich bei den Terminen mit dem Hauspsychologen. Drei Termine zu jeweils einer Stunde, in der er mich mit wenigen Unterbrechungen erzählen ließ. Ab und zu mal eine intelligente Frage, mehr brauche ich ja nicht, um mich zu therapieren. Meistens ging es um meine Mutter, ihre Pflegebedürftigkeit und meinen Umgang damit. Klingt wie ein Klischee, aber wer mitgelesen hat weiß, dass genau an dieser Stelle die Hütte wirklich gebrannt hat. Letztlich, man merkte ihm an, dass Einzelsitzungen nicht sein Kerngeschäft sind, was aber kein Nachteil war, weil wir uns mochten. Sag ich mal so ungeschützt.
16. Tag, Mittwoch, 1. Februar
Keine besonderen Vorkommnisse.
17. Tag, Donnerstag
Der letzte volle Tag in der Anschlussheilbehandlung. Damit sind keine besonderen Gefühle verbunden. Es war nicht toll hier, aber ein Wochenende länger wäre nicht schlimm. Und zuhause erwartet mich ja nichts, was mir hier drastisch gefehlt hätte. Also weder Abschiedsschmerz noch Vorfreude auf zuhause.
Immerhin gab’s dann doch zum Abschluss noch eine Massage. Auch die kleinen Dinge würdigen.
Abends beim Durchgehen der Papiere noch den „Fragebogen zur medizinischen Rehabilitation“ gefunden, den ich „bitte“ morgen zum check-out mitbringen soll. Zu mehr als einem „mittelmäßig“ kann ich mich in der Gesamtbewertung nicht hinreißen lassen, womit ich der Anlage und den Angestellten hier möglicherweise unrecht tue. Aber, die Beurteilung mag wie der ganze Aufenthalt hier von der Notwendigkeit überschattet sein, mich mit dem Verhältnis zu meiner Mutter zu beschäftigen. Und vor diesem Hintergrund genügt (gute) materielle Versorgung nicht, ich will gesehen werden.
18. Tag, Freitag, Abreise
Gegen fünf aufgestanden und mein Zeug auf dem Bett zum Packen bereit gelegt. Danach nochmal an den Laptop gesetzt, „Zeitung gelesen“ und diesen Beitrag abgeschlossen. Plan ist es, ab 7.15 Uhr fertig zu packen (der Laptop muss zuerst in den Rucksack, deswegen ist noch nicht gepackt), auszuchecken, ein letztes Frühstück hier einzunehmen, auf den Fahrer zu warten, der mich zum Bahnhof fährt und irgendwann gegen Mittag wieder zuhause zu sein. Und wenn hier nichts mehr kommt, dann wird das so gewesen sein.