Von Silberstreifen und Rucksäcken

Ein Beitrag, der etwas mäandert, lasst Euch einfach mitnehmen.

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Zum wiederholten Male in meinem Leben möchte ich ein paar Kilo herunter machen. Genau genommen so um die vier, erstmal, immer schön realistisch bleiben. Heute, es ist ein sonniger und heißer Tag, scheint das nicht weiter schwierig. Wer will bei solcher Hitze denn essen? Aber ich erinnere mich an frühere Abnehmaktionen und regnerische Tage und weiß um die Schwierigkeiten. Ich bin erfahren und begründet zuversichtlich.

Auf eine seltsame Weise hat mein noch sehr viel weiter gehender Veränderungswunsch mit einem verlorenen Rucksack begonnen …

Hat er?

Vielleicht auch wenige Tage vorher. Ich saß hier so am Teich und froschkönigte vor mich hin, als eine Prinzessin vorbeikam und mich küsste. Nun ist die Sache mit dem Frösche küssen ja die, dass man den Prinz nur bekommt, wenn man auch mit dem Frosch zufrieden wäre. Besagte Prinzessin küsst mich also und ich bleibe ganz absichtslos Frosch, ich neige nicht zu „schplong!“, „blop“ oder „tataah“ und dann steht der Prinz da. Dennoch, ein paar Küsse später bemerke ich, wie mir die Froschhaut spannt. Da möchte sich etwas zeigen und das, was da raus will, nun, fühlt sich nicht nach Prinz an, … aber definitiv nach einem besseren Frosch.

Soweit also die allgemeine Stimmungslage als es zu bereits erwähntem Rucksackverlust kommt. Zu dem sich zunächst nur eines sagen lässt: eigene Dummheit. Mit einem Expander schlecht auf dem Gepäckträger befestigt, damit dann über teils unbefestigte, teils schottrig-holbrige Wege, im Rückblick vorhersehbar. Ich habe schon dreiviertel des Wegs hinter mir, als ich den Verlust bemerke, kehre um, aber kann den Rucksack nicht wiederfinden. Später fahren wir die Strecke noch einmal mit dem Auto ab, am Werktag darauf stelle ich bei den zwei in Frage kommenden Fundbüros eine Online-Verlustanzeige. Der Rucksack bleibt verschwunden.

Der verlorene Inhalt ist überschaubar, Schuhe, etwas Wäsche (oh, der Lieblings-Lungi aus Indien), Zahnbürste, E-Reader, Lesebrille und als größter emotionaler Verlust das Tagebuch. Samstags verloren, denke ich den ganzen Sonntag nicht daran und habe mich montags schon damit abgefunden, dass ich einige Zeit zur Ersatzbeschaffung aufwenden müsste.

Dienstag dann, vielleicht schon Montag abend, kommt mir der E-Reader in den Sinn und in der Folge einiges ins Rutschen. Erst vor kurzem hatte ich H. gegenüber geklagt, dass mein Konsum von Sachbüchern mit der Benutzung des E-Readers zurückgegangen ist. Der Zusammenhang ist nicht ganz so schlüssig herzustellen, hat aber damit zu tun, dass es, je nach Formatierung des E-Books, etwas hakelig sein kann, zwischen zwei Büchern, sagen wir einem Roman und einem Sachbuch, hin und her zu schalten. Was also wäre, wenn ich auf die Ersatzbeschaffung des E-Readers verzichten würde und stattdessen mal wieder in die Bibliothek ginge?

In der Biblothek stoße ich keineswegs zufällig auf zwei Bücher über die männlichen Wechseljahre und die darin enthaltenen Tipps kreuzen sich in der Folge mit froschköniglichen Häutungssehnsüchten und der generellen Unzufriedenheit mit meinem gegenwärtigen physischen Status.

Es ist eigentlich nicht schwer, zwar muss man zur Prinzwerdung sein ganzes Leben verändern, ein besserer Frosch wird man schon mit ein paar Kilo weniger, vernünftiger Ernährung und ausdauernder Bewegung. Mein sommerlich und hormonell überhitztes Hirn hält das für machbar. Zumal ja mal wieder alles mit allem zusammenhängt. Ich könnte ignorieren, dass von Diäten dringend abgeraten wird und mit einer Diät beginnen. Mit beidem kenne ich mich aus, der lebensgeschichtlich gewachsenen Abnehmstrategie und dem Ignorieren von guten Ratschlägen. Der Verzicht auf Nahrung in ausreichenden Mengen setzt Energien und Zeit frei; allein um sich von um Gummibärchen kreisenden Gedanken abzulenken möchte man Dinge tun, die einem sonst nicht in den Sinn kämen, etwa sich einzig der gesundenden Wirkung von Bewegung wegen zu bewegen. Weniger Gewicht und mehr Bewegung, check!

Vermutlich bleibt da immer noch Zeit und Energie übrig. Ich könnte, denke ich,  die ganze Nummer verbloggen. Ich will ja ohnehin mehr bloggen, und wenn ich gerade dabei bin, Schweres zu tun, kann ich das im Blog dokumentieren und es mir damit noch ein kleines bischen schwerer machen. Klingt gut!

Bei all dem bin ich natürlich voll der Realist. Vier Wochen traue ich mir die Nummer zu. Ein Kilo pro Woche runter, viermal mein Wochenformat „Gesammelte Trivialitäten“ zur Dokumentation und dabei immer schön in Bewegung bleiben.

Bin gespannt, wie’s klappt!

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Könnt Ihr hier nachlesen: Gesammelte Trivialitäten (4), (5), (6) und (7)

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