One of these days


Heute ist einer der Tage, an denen ich schon während des Aufstehens merke, dass, sollte es mir am Ende des Tages gelungen sein, einkaufen zu gehen, viel geschehen ist.

Es beginnt mit einer Aufwachphase, die sich etwas hinzieht. Gegen sieben schaue ich zum ersten Mal auf die Uhr, gegen kurz vor neun stehe ich auf. Dazwischen liegt eine Zeit, in der ich zum Teil gelesen habe, um müde genug zu werden, wieder einzuschlafen, dann in der Absicht, wieder einzuschlafen, wach gelegen habe, letztlich beim Blick auf die Uhr bemerke, dass eigentlich zuviel Zeit vergangen ist, um wirklich durchgängig wach gewesen zu sein. Aber geschlafen habe ich gefühlt auch nicht, meint: vermutlich schon.

Ich könnte versuchen, einen solchen Tag zu protokollieren, was aber aufgrund des dazu erforderlichen Aktivitätslevels fast schon ein Widerspruch in sich wäre. Wenn es gelingt, einen solchen Tag zu protokollieren, ist es dann überhaupt ein solcher Tag gewesen?

Ich starte meine Morgenroutine, bedeutet: koche Kaffee und beginne, mich durch verschiedene Nachrichtenseiten und Blogs zu lesen.

Eine der „Schwierigkeiten“, die mein Rentner-Dasein mit sich bringt, ist das Fehlen von Wochenenden. Tendenziell sind alle Tage gleich, wenn man die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten an Sonn- und Feiertagen außen vor lässt. Was dazu führt, dass ich gerne mal an Wochenenden „durcharbeite“. Oder was ich so nenne, ich halte mich nach Möglichkeit beschäftigt, zumindest beschäftigt genug, um …, was weiß ich denn, mich irgendwie im Gleichgewicht zu halten zwischen …, also im Gleichgewicht, ne? Es geht darum, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit anderem beschäftigt zu sein. Aufmerksamkeit von sich selbst abzuziehen und anderem zuzuwenden. Aber bei sich bleiben, zuviel im Außen ist ebenfalls schädlich. Pausen sind notwendig, manchmal von sich, manchmal von anderem. Und, um zur Einleitung dieses kleinen Exkurses zurückzukommen, das Fehlen von Wochenenden macht das nicht einfacher. In den letzten vier Tagen habe ich drei gearbeitet und einen mit angenehmem Sozialkontakt verbracht, ein ehrenamtlicher Spätdienst hat mich ins Schlafdefizit geführt, kurz, ich brauche ein Wochenende, gerne auch am Dienstag. Denn, so deute ich mir Tage wie den heutigen, ich habe mich etwas mit den verfügbaren Energien verausgabt.

Kurz nach zwei beginnt der Medienkonsum mich zu langweilen und es geschieht, was ohnehin heute geschehen sollte, der Wocheneinkauf. Ich beabsichtige eine langfristige Ernährungsumstellung und bin kurzfristig immer noch kalorienreduziert unterwegs. In einer dystopisch-überwachten Welt würde irgendein Algorithmus mich zur Überprüfung vorschlagen, so sehr verändert ist die Warenzusammenstellung in meinem Einkaufswagen.

Der Rest des Tages ist so schnell erzählt, wie er problematisch ist. Ich binge die letzte Hälfte einer begonnenen Spionage-Serie. Und das begonnene Anime. Zwischendrin noch die vorrätigen Episoden zwei anderer Serien. Währenddessen bin ich sehr unzufrieden mit mir, ich kann es nur schwer annehmen, „so“ zu sein. Ich gönne mir meine Pause nicht und bin unzufrieden damit, wie ich sie fülle. In mir turnt das Anspruchs-Äffchen und verlangt, dass ich aus meinem Leben mehr machen sollte. Als alles weggeguckt ist, gehe ich ins Bett.

Dennoch, es ist viel geschehen.

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