Der Beitrag fasst vier ursprünglich getrennt und tagesgenau veröffentlichte Artikel zusammen. Damit schließe ich an die Gewohnheit an, meine Reiseberichte am Stück – oder doch wenigstens wochen- bzw. abschnittsweise zusammengefasst – zu präsentieren. Hier nun die Anreise nach Hummelfeld/Fellhorst.
24867 – Von Gießen nach Berlin
Abfahrt bei -3°
Abfahrt heute morgen gegen halb elf. Den Tag gestern habe ich damit verbracht, gefühlt nichts in einen kleinen Rucksack zu packen. Meint: ich reise mit sehr, sehr leichtem Gepäck, eine Garnitur frische Wäsche (mit einem leichten Überhang bei der Unterwäsche) und das Tablet mit Tastatur, fertig. Beide Produktgruppen, Kleidung und Kommunikationselektronik, jeweils mit Zubehör, sagen wir Stofftaschentuch und Ladekabel. Dazu Kultur im Beutel, ein Handtuch werde ich jeweils vor Ort bekommen. Das ist noch reduzierter als bei meiner letzten Berlin-Hamburg-Tour, denn letztlich will ich auch nicht nach Berlin oder Hamburg, mein eigentliches Ziel ist Hummelfeld. Zunächst aber Berlin, zwei Übernachtungen sind geplant, heute und morgen, den Tag dazwischen will ich „was Schönes“ machen. Was das sein wird, ist noch offen. Dann mit dem Bus nach Hamburg, dort einen Nachmittag und Abend mit Sohn, Schwiegertochter und Enkel verbringen und am nächsten Tag irgendwie weiter nach Hummelfeld. Aufenthalt dort mit offenem Ende.[hier wird ein Link sein: Skip Berlin-Hamburg, direkt nach Hummelfeld]. Soweit die Pläne.
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Der frühe Abend vergeht mit Lasagne und damit, die eher losen Pläne zu konkretisieren. Ich buche die Busse und schaue oberflächlich über die Kulturangebote in Berlin und, ja, auch Hamburg, weil ich dort erst vergleichsweise spät am Tag loskomme. Ich werde Freizeit in Hamburg haben.
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Ab acht bin ich alleine – H. leistet Umzugshilfe bei einer Freundin – und widme mich Vorbereitungen für die kommenden Blog-Beiträge und mein kleines, großes Schreibprojekt in der kommenden Woche.
24868 – Ein Tag in Berlin
Ich beginne den Tag mit Schreiben und komme bis zu dem Punkt, an dem die eigentliche Arbeit beginnt, nämlich die Innenansicht einer Beziehung zu schildern, die zu ihrem Ende gekommen ist. Alle Vorgeschichte ist geschildert und auch genug über das Schreiben geschrieben, ab jetzt gilt es, mir und uns nachzuspüren.
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Gegen halb zwölf beginne ich den Fun-Teil des Tages. Gestern Abend habe ich feststellen müssen, dass Montag ein schlechter Tag für Museumsbesuche ist, die meisten Museen haben zu, so auch die von mir im ersten Durchgang ausgewählten. Es wird für heute also eine Dritt-/Viert-/Fünftwahl, das Magicum.
Die Ausstellung ist ein …, also vielleicht hätte ich die Webseite besser lesen sollen. Denn da steht eigentlich alles:
Steigen Sie hinab in die Kellerräume und tauchen Sie ein in einen magischen Kosmos von Abrakadabra bis Zaubertrank. Liebevoll arrangiert und manchmal augenzwinkernd inszeniert erzählt die Ausstellung von den Ursprüngen des magischen Denkens und von alten Wissenschaften, von Ahnenkult und Zukunftsdeutung, vom Spiel mit Illusionen und von der Kraft der Intuition. Erkunden Sie die labyrinthischen Ausstellungsräume und staunen Sie über Exponate aus vielerlei Kulturen und von allen Kontinenten. Verweilen Sie in der zauberhaften Atmosphäre der magischen Salons und entdecken Sie mit Knobelspielen und Rätselfragen Ihre eigenen magischen Talente und Ihre intuitive Geschicklichkeit.
Vielleicht habe ich nur gelesen, was ich lesen wollte. „Magisches Denken“ und „Exponate aus vielerlei Kulturen“ hätte ich gerne mehr und vertieft gehabt. Vorgestellt habe ich mir irgendwas mit Ethnografie, stattdessen habe ich etwas mit „Knobeleien“ bekommen.
Und Interaktion! Nicht, dass da irgendwer mit mir interagiert hätte, aber ich durfte mit den Ausstellungsstücken interagieren. So kam ich nach Jahren mal wieder dazu, mir die Karten zu legen oder meine Namenszahl auszurechnen. Wichtiger: mir wurde klar, wie nah ich im jungen Erwachsenenalter an all dem Unsinn dran war und wie weit weg ich heute davon bin.
Mal wieder ein Pendel in der Hand halten, lustige Sache. Ich kann ein Pendel in eine beliebige Richtung schwingen lassen. Geht noch, mit bemerkenswert schnellen Richtungswechseln. In Kombination mit Räucherstäbchen und einer Klangschale könnte ich da bestimmt eine überzeugende Nummer draus machen.
Aber ich will das Erlebnis gar nicht schlecht reden, alles in allem „fühlte ich mich gut unterhalten“, wie manche der von mir beachteten Filmkritiker sagen, wenn das Stück gerade so funktioniert. Ich hatte zwei Stunden frei von meinem Kopf, damit will ich mich begnügen, es gilt „aufzustehen und weiterzumachen“.
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Abends mit H. bei einem der zahlreichen Vietnamesen zum Essen. Angehme Location und geschmeckt hat es auch. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Kurz vor zehn sind wir zurück in der Wohnung und ziehen uns hinter die jeweiligen Arbeitsgeräte zurück. Ich, weil ich mag und H., weil sie noch etwas für die Arbeit vorzubereiten hat.
Blogmäßig bereite ich für morgen einen Lückenfüller vor, da es voraussichtlich kaum Zeit für einen ordentlichen Tagebucheintrag geben wird.
24869 – Stippvisite in Hamburg
Ein Lückenfüller, der erstmal nicht mehr kann, als über die Planung des Tages zu berichten. Wenn alles gut gegangen ist, bin ich morgens um halb neun aufgestanden und saß gegen halb elf im Bus nach Hamburg, wo ich gegen zwei ankam. Nochmal eine Stunde mit S-Bahn und Bus weiter, dann bin ich am Ziel, der Wohnung von Sohn M. und Familie angekommen.
Was der Tag ab dann zu bieten hat, ist noch ungewiß. Ich werde hier nachtragen.
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Diesmal besteige ich den Fernbus an der Haltestelle Alexanderplatz. Da ich eine halbe Stunde vor meinen ohnehin großzügig bemessenen Zeitplänen bin, habe ich Zeit mich umzuschauen.
Der Bauzaun bei der Tram-Haltestelle weckt mein Interesse. Er wurde internationalen Graffitikünstlern zur Verfügung gestellt, jeweils beigestellt eine bauzaunhohe Vorstellung mit Kunstverständigen-Blubber. Ich mag die Kunst und meide den Blubber. Es ist bemerkenswert, wie sich Graffiti innerhalb meiner Lebenszeit vom Vandalismus hin zu einer eigenständigen und gewürdigten Kunstform entwickelt hat.
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Es folgt eine ereignislose Direktfahrt nach Hamburg, gegen kurz nach drei komme ich in der Sohneswohnung an. Allerdings muss M. noch bis sechs in seinem Schlafzimmer, äh …, Home-Office sitzen. Ich werde begrüßt, bekomme Kaffee in großen Mengen und ein spätes Mittagessen, danach habe ich Zeit zur freien Verfügung, also für Euch.
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Die Freizeit beginnt mit einer guten Nachricht, die nur Dauerlesende des Blogs werden würdigen können. Es tut sich etwas in der Sache rund um den Wohnungsverkauf meiner Mutter (Kontext) und eine Entscheidung noch im Dezember wird avisiert. Es dauert einige Momente, bis die frohe Botschaft an alle Interessierten weitergegeben ist.
Danach vergeht viel Zeit damit, herauszufinden, wie man in der WordPress/Android-App einen Anker setzt und anspringt (der dafür sorgt, dass Ihr z.B. oben auf „Kontext“ klickt, und dann mitten im Text der angesprungenen Seite bei dem genau richtigen Absatz landet). In der Desktop-App war das alles schon lange gelernt.
Aber, und das muss an dieser Stelle vielleicht mal ausdrücklich gesagt sein, auch der Umgang mit Widrigkeiten der geschilderten Art ist ein gewollter Teil dieser Reise. Ich zwinge mich damit in einen Lernprozess, den ich vermeide, wenn ich die Wahl (den Desktop) habe.
Und schon ist die Freizeit rum.
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Was folgt ist eine kurze Phase Familienleben. Abendessen im Kreis eben jener, irgendwann sind die Kinder in ihren Zimmern, gemeinsam auf der Couch vor den Nachrichten hängen, plaudern.
Es wird halb neun bis sich das Gespräch erwachseneren Themen zuwendet, Beziehungen zum Beispiel, gerne auch dem eigenen Leben entnommen. Beziehungsformen und deren Sinnhaftigkeit, emotionale Belastbarkeit und vieles mehr, was auch vor vierzig Jahren an den WG-Tischen ungelöst blieb. Ab halb elf sitze ich mit M. alleine am Tisch und wir werden noch etwas persönlicher, als wir es ohnhin aufgrund der Themenauswahl waren. Als ich ins Bett gehe, bin ich mit meiner Stippvisite sehr zufrieden.
24870 – Wannenbad
Der Tag beginnt anders als zunächst erwartet. Der Enkel hat in der Nacht zweimal gebrochen, die Eltern sind entsprechend durch den Wind und haben einmal vom Office-Office zum Hone-Office umgebucht und einmal frei genommen. So kommt es, dass ich den Vormittag nicht alleine verbringe, sondern wir gemeinsam noch ein ausgedehntes Frühstück haben. Danach nehme ich, und das hatte ich auch für die Allein-Zeit geplant, ein langes, heißes Wannenbad. Ein “Luxus”, den ich viel zu selten habe. Dementsprechend zieht sich das bis in die Mittagszeit hin. Gegen eins verabschieden wir uns und gegen zwei bin ich in der Hamburger Innenstadt.
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Anders als in Berlin sind in Hamburg die Museen und Ausstellungen nicht an Montagen sondern an Mittwochen gerne mal geschlossen. So auch die von mir bevorzugte. Als Ersatzveranstaltung besuche ich das Jupiter, Slogan: Das einzige Kaufhaus, das Dich reicher macht. Kunst und Zeug, lest selbst.
Wie es der Zufall will bleiben wir der Streetart treu, auch hier gibt es schwerpunktmäßig Graffiti. Und zwar von einer rein weiblichen Crew.
Das Jupiter bespielt 6 Stockwerke des ehemaligen Kaufhauses, folglich gibt es noch viel mehr zu sehen, das der Beschreibung wert wäre, Projekte rund um Re- und Upcycling oder Kreislaufwirtschaft, weitere Galerien und Ausstellungen, einen Kids-Space und letztlich auch eine Gastronomie. Genauer darauf einzugehen gelingt mir heute Abend nicht mehr.
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Gegen vier habe ich mich satt gesehen und mache noch einen Spaziergang die Mönkebergstraße hinauf und hinunter, den ich mit einem kleinen Lebensmitteleinkauf verbinde. Eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt bin ich zurück am Busbahnhof, setze mich in den Wartebereich und esse.
Der Bus hat erst Verspätung und dann muss der Fahrer eine vorgeschriebene Pause einlegen (gut so), zusammengenommen führt das dazu, dass wir eine Stunde später abfahren als gedacht.
Kurz nach acht Ankunft in Rendsburg, E., die mich abholt, ist direkt hinter dem Bus, ich muss nur umsteigen und bin bei Freunden.