Text vom 28.8.2024,
nachträglich direkt hinter dem
Budapestaufenthalt eingefügt.
Ich mag Wannenbäder. Leider wohne ich schon lange ohne eines und bedaure das sehr. Unser Apartement in Budapest hatte eines und natürlich wollte ich es während unserem Aufenthalt wenigstens einmal nutzen. An einem der Abende, der mir dafür sinnig schien – ausreichend verschwitzt, insgesamt nicht zu heiß, A. mit den Schauen eines EM-Spiels beschäftigt – lies ich also Wasser ein und legte mich in die Wanne. Doch statt der erwarteten Entspannung fiel mir eine sehr schwierige Version meines So-seins auf den Kopf und ich durchlebte eine Anzahl sehr unglücklicher Momente. Momente, die sogar jetzt, in der Erinnerung, eine diffuse, körperliche Präsenz haben.
Geschuldet sind diese Momente dem Umstand, dass während unserer Reise eines anders war als zuhause: ich konnte mich sehen. Und zwar nicht nur im 40-cm-Spiegelchen beim Zähneputzen. Es gab große Badezimmerspiegel, spiegelnde Schaufensterscheiben und verspiegelte Museumstoiletten, wichtiger aber, es gab Fotos von mir, auch Schnappschüsse, die mich aus Perspektiven zeigen, die mir kein Spiegel gibt. Und was ich sah gefiel mir nicht.
Es gibt diese kahle Stelle am Hinterkopf, von deren Existenz ich zwar wusste, sie mir aber doch weniger auffällig vorgestellt hatte. Und dass die Nackenhaare ab einer bestimmten Länge dazu neigen, sich unvorteilhaft nach innen zu rollen, war prinzipiell bekannt. Aber soo unvorteilhaft?! Das kann nur ein Foto zeigen.
Oder die Speckröllchen (bitte erlaubt mir die Verniedlichung, Speckrollen könnte ich nicht ertragen) oberhalb des Gürtels, die sich durch kein T-Shirt, kein Hemd kaschieren lassen. Sieht immer nach genau dem aus, was es ist, zuviel Gewicht.
Der Ganzkörperspiegel im Bad bestätigt das und setzt noch einen drauf, Alterflecken. Tri- und Bizeps sahen auch schon besser aus. Ich will das alles nicht.
Ich liege also im Bad und habe einige verzweifelte Momente. Meine ganze gealterte Körperlichkeit ist mir zuwider.
Dann kommt mir eine meiner weniger schönen Charaktereigenschaften zuhilfe, der Trotz. Ich werde das nicht akzeptieren. Für jeden einzelnen Punkt meiner Elendsliste gibt es Abhilfe. Nichts muss so bleiben. Okay, doch, eines wird bleiben, die kahle Stelle. Aber drumherum sollte ein Friseur etwas ausrichten können.
Und weil wir gerade bei Dienstleistern sind, bevor ich Blutverdünner nehmen musste, habe ich mir einen Teil der Flecken vom Hautarzt entfernen lassen. Vielleicht geht das auch mit Blutverdünner. Oder zeitlich begrenztes Absetzen ist eine Alternative.
Abnehmen, schwerer, aber möglich. Ich habe da Erfahrung, die letzte besagt, dass es im Alter nicht mehr so mühelos funktioniert, wie in der Jugend. Aber prinzipiell müsste ich mich „nur“ dazu entschließen und dann alte Abnehmprogramme aufrufen. Ich bin nur wenig von einem solchen Enschluß entfernt.
Am schwersten von allem scheint es, die körperliche Fitness zurückzugewinnen. Aufgrund verschiedener Hardware-Schäden verbietet sich Kraft- und hochpulsiges Ausdauertraining. Dennoch, es sollten sich doch ein paar fucking Übungen finden lassen, um mich beweglich zu halten.
Jawohl ja, das und vieles andere könnte man tun.
Noch in der Wanne war mir klar, dass ich keine der notwendigen Maßnahmen ergreifen würde.
<O>
Verzweiflung, ein Silberstreif am Horizont, dann stille Resignation; der Text könnte hier enden, aber täte er das, würde ich ihn nicht veröffentlichen. Weil zu düster. Dass Ihr hier mit mir diesen schwierigen Moment erleben dürft, ist dem Umstand geschuldet, dass es eine Fortsetzung geben wird, die den Silberstreif aufnehmen wird.
Zugegeben, das bedeutet, dass ich bevorzugt Erfolgsgeschichten mit Euch teile. Oder wenigstens solche, bei denen gegen Ende etwas Hoffnung ist. Die Hoffnung hier ist, dass wenigstes zwei der imaginierten Massnahmen umgesetzt werden, es sollen ein paar Kilo weniger werden und ich will mich mehr bewegen.