24886 – Dummes Zeug geschieht

Der Tag gestern ist bisher nicht beschrieben, aus Gründen. Er war recht angefüllt und im Tagesverlauf einer der definitiv angenehmen. Aber wer wäre ich, wenn ich Euch hier von freudvollen Erlebnissen berichten würde, lasst uns schnell zu den schwierigen Dingen kommen, die gerade etwas kumulieren.

Schon vorgestern, auf dem Rückweg vom Kreativ-Treff, geschah mir, was unter dramatischeren Umständen in der Verkehrsstatistik bei „Alleinunfälle Radfahrender“ auftaucht. Ich lag eher undramatisch im Grünstreifen neben der Landstraße, mehr umgefallen als gefallen, aber das Fahrrad hatte etwas abbekommen, das zunächst nur nach einem abgebrochenen Vorderlicht aussah, das mit wenigen Handgriffen und etwas Lochband wieder zu richten wäre.

Gestern dann direkt nach dem späten Aufstehen, nein, nicht wenige Handgriffe, sondern der unerwartete Totalausfall des E-Fahrrads. Seltsam genug, weil ich ja damit nach dem Umfall noch problemlos nachhause fahren konnte (wenn wir „ohne Licht“ einmal als problemlos durchgehen lassen).

Anstehender Termine wegen hole ich das Zweitfahrrad aus dem Schuppen, pumpe dessen Reifen auf und starte in den Tag, dessen aushäusiger Teil sich so angenehm wie unspektakulär gestaltet. Ich fahre ohne elektrische Unterstützung ein rostiges 3-Gang-Nabenschaltungs-Fahrrad bis in die Stadt und wieder zurück. Bei allem bin ich froh, dass ich mir mit überschaubarem Aufwand selbst helfen kann.

Am Abend stelle ich fest, dass ich nicht mehr fehlerfrei auf den Teil der Blogsoftware (WordPress) zugreifen kann, mit der ich die neuen Beiträge erstelle. Der Fehler liegt bei einem neuen Plugin und zum Teil auch bei mir. Etwas Internetrecherche und weitere Fehler später ist der Fehler eingegrenzt und das WordPress-Dashboard als Ganzes unbenutzbar.

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Dieses bevorstehende „Heute“ birgt mir gerade etwas zu viel ungewisse Zukunft. Fahrrad und WordPress sind auf noch ungeklärte Weise in den nächsten Tagen zu richten. Und morgen ist schon ausgebucht mit A. und abendlichem Thekendienst. Und dann ist Sonntag, da erreiche ich weder den Support noch den Fahrradladen. Aber heute ist eigentlich Dome angesagt, (SV:) boah, wann hatte ich das denn zum letzten Mal, dass drei Dinge um Aufmerksamkeit konkurrieren. Ich fühle mich gestresst (GdT).

Ein paar kühle Gedanken später bin ich wieder etwas ruhiger. Um das Fahrrad kümmere ich mich Montag, heute bringe ich im Dome eine kleine definierte Arbeit zu Ende und anschließend beginne ich, WordPress wieder in die Spur zu bekommen.

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Gegen neun am Abend ist erledigt, was zu erledigen war. Mit etwas Wissen aus dem Netz, etwas Glück und einer Spur eigenem Anwendungswissen bin ich wieder in einem intakten Dashboard. Sobald ich mich stark genug fühle, werde ich auch das fehlerverursachende Plugin nochmal aktivieren. Ich lebe wild und gefährlich!

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Sollte sich irgendwer von Euch dafür interessieren, wie das genauer war (ich schreibe bei solchen Geschichten immer mit, was ich tue), kann sie hier gerne 24886 – Dummes Zeug geschieht weiterlesen

24884 – Unerwartet gut

Hatte heute einen unerwartet guten Tag. Starke Betonung auf unerwartet. Und das kam so:

Gi. lädt einmal im Monat zu „Kunst und Spiritualttät“ ein. Mich interessiert die Kunst, bzw. die Kreativität, bzw. die Basteleien; andere haben solche Treffen Bastel-Quastel genannt und das war vermutlich treffender. Aber alles gut damit, ich sitze mit Gi. am Küchentisch und grenze mich gerade von „Spiritualität“ ab, als der Nachbarsjunge vorbeikommt. Für mich ein Random-Nachbarsjunge, und wer mich kennt, weiß, dass ich – mit wenigen Ausnahmen – nur meine eigenen Kinder mag (also mochte, heute sind sie ja keine Kinder mehr). Aber mit S. ist es anders, wir kommen problemlos in Kontakt.

Mein nicht allzu kreatives Vorhaben für diesen Nachmittag war das Bespannen des kleinen Rundwebrahmens und als S. mitbekommt, was ich da tue, würde er gerne ähnliches machen. Gi. sucht ein Stück Wellpappe und in der Folge leiten Gi. und ich S. durch die Produktion eines „Untersetzers“, den die Eltern zu Weihnachten geschenkt bekommen werden. Und das klingt weitaus weniger bemerkenswert, als es war. Ich fand S. außerordentlich geduldig und ausdauernd. Manche Dinge, die er nicht gleich verstand, verstand er im zweiten Anlauf (und viele Kinder verzichten auf den). Dabei meinungsstark in Bezug auf die Farbgebung und bemüht um Details wie die Knoten. Kurz: S. hat den Nachmittag über durchgezogen, wie ich noch keinen Sechsjährigen habe durchziehen sehen und war dabei durchgehend gut gelaunt.

Und irgendwie ist es ihm gelungen, mich mit seiner guten Laune mitzunehmen. Ich tat meins, er tat seins (oft mit Hilfe von Gi.), gelegentlich musste ich mal schauen oder etwas helfen, allen Beteiligten ging es gut. Also auch mir.

War schön.

Irgendwann am Abend muss S. nachhause, Gi. und ich essen noch zusammen, dann fahre auch ich zufrieden nachhause. Ein unerwartet guter Tag.

24883 – VT, GdT, Situation, SV, alles klar?

Ich lese gerade viel in alten Tagebüchern. Heute in einem aus 2006, zu der Zeit war ich in Therapie, Verhaltenstherapie, von mir im Tagebuch zu VT verkürzt. Als ich das erste Mal gedanklich über die Abkürzung stolperte, versuchte ich vergeblich, mich daran zu erinnern, was ich denn zum Teufel damit meinte. Irgendwann konnte ich dann GdT zu „Gefühl des Tages“ auflösen, SV blieb lange ungelöst, dann endlich, ach, Selbstverbalisation..

Es handelte sich um eine Selbstwahrnehmungs-Übung, einmal täglich sollte ich ein Gefühl aufschreiben (GdT), gemeinsam mit der Situation, in der es auftrat, und was ich mir dazu gedacht (wie ich es mir selbst verbalisiert) hatte. Das ist nicht immer lustig, hat aber auch Jahre später noch Wiedererkennungswert.

GdT:  Ärger auf eigene Nachlässigkeit oder Gedankenlosigkeit
Situation: Aus Nachlässigkeit statt der Arbeits- die Ausgehbirkenstocks angezogen und zur Arbeit gegangen. Dort XPS-Schaum drauf getropft, der Fleck wird sichtbar bleiben.
SV: „Da ist Hopfen und Malz verloren!“, mit der Stimme der Mutter. Gefolgt von: Wenn ich anfange, auf Äußerlichkeiten zu achten, eröffne ich einen Kampf, den ich nur verlieren kann.

Später kam noch ein Element zu der Übung hinzu, nämlich, wie ich die Selbstverbalisation ins Positive wenden könnte (Besser:).

Besser: Okay, Lehrgeld ist gezahlt, wird nicht wieder vorkommen.

Das ist jetzt ein ziemlich banales Beispiel, aber ich fühle mich heute etwas angegriffen, an solchen Tagen mache ich micht gerne verletzlich.

Bemerkenswert auch, dass ich diese Übung eine ganze Zeit lang durchgezogen habe, und so um die 18 Jahre später lösen nicht einmal die Abkürzungen eine Erinnerung daran aus.

Und wenn das damals gut getan hat, vielleicht könnte das ja auch heute …, hmm?

24882 – Grumpy old man

Heute der Krebsnachsorgetermin beim Urologen, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich hier jemand für den Zustand meiner Prostata interessiert: alles fein damit. Und weil wir gerade bei all den guten Nachrichten sind, auch der Enddarm hat keinerlei langfristige Strahlenschäden abbekommen. Weil die Bestrahlung jetzt grob zwei Jahre her ist, gibt es ab nun nur noch halbjährliche Nachsorgetermine. Gefühlt bin ich mit dem Krebsthema durch.

Insgesamt wäre dieser Termin wenig erwähnswert, wenn es nicht eine der Sprechstundenhilfen geschafft hätte, mich aus der Ruhe meiner Trübsal zu reißen. Sie ruft mich auf, wir sind schon auf dem Weg zum Besprechungszimmer, ach ja, ich solle am besten nochmal zur Toilette, damit die Blase leer sei. Ich lehne dankend ab, mit dem Hinweis, ich hätte ja erst vor einer Viertelstunde die Harnprobe abgegeben. Ja, schon, aber … . Ich gebe den Hinweis, dass ich schon 68 Jahre in diesem Körper lebe, ihn mittlerweile in seinen Grundfunktionen halbwegs einschätzen kann und …, und ja, ich war zwei Millimeter davor pinkeln zu gehen, also nicht-pinkeln zu gehen, nur um Ruhe zu haben. Dann dachte ich kurz daran, wie albern das wäre, sah mich meinen Penis aus- und unverrichteter Dinge wieder einpacken, nur weil eine junge Frau mir nicht zutraut, meinen Harndrang vernünftig einzuschätzen. Keine gute Vorstellung. Mit einigen unfreundlichen Worten gebe ich zu verstehen, dass ich nicht zur Toilette gehen würde und ließ sie stehen, um mich im Wartebereich dorthin zu setzen, wo ich im weiteren Verlauf dann ins Besprechungszimmer geleitet würde.

Sitzenderweise konnte ich mich dann etwas beruhigen und wenig später bei der jungen Frau auch ob meines Tones entschuldigen, allerdings sei ich in der Sache sicher und würde dem Arzt gegenüber die volle Verantwortung für den Füllstand meiner Blase übernehmen. Sie, soviel sei deutlich, hätte mich ausreichend belehrt.

Dem Arzt selbst war der Resturin in meiner Blase erstmal egal, aber auf meine Nachfrage hin meinte er, – ich liebe es, recht zu haben – dass alles okay sei, restmengenmäßig.

Abgang durch die Mitte, erhobenen Hauptes und mit dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.

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Ach ja, vielleich gibt es ja neue Mitlesende, die sich tatsächlich für meine Erfahrungen mit Prostatakrebs und der Strahlenbehandlung interessieren. Insgesamt gibt es drei Artikel (1, 2, 3) und verschiedene Erwähnungen in den Monatsüberblicken dazu.