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Der tägliche Kleinkram
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Seid Ihr jetzt etwas verwirrt? Wollt Ihr eigentlich gar nicht so viel lesen? Dann geht doch einfach weiter.
Andererseits, wenn Ihr wirklich etwas über mich erfahren wollt, dann solltet Ihr den Aufwand nicht scheuen und einen Blick mehr riskieren. Denn Sachen wie die beschriebene Aktion sind genau das Zeug, das mich fasziniert. Die Präsentationen davon anschauen, ja, unbedingt. Selbst mitmachen? Vermutlich bin ich für manche der Aufgaben zu zurückhaltend. Aber zwischen „Kann ich!“ und „Niemals!“ gibt es ein spannendes Mittelfeld, das überdacht werden will. Seht selbst.
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Learning To Love You More, was sich zunächst wie der Name eines Beziehungsratgebers anhört, ist eine von Miranda July und Harrel Fletcher initierte (Kunst-)Aktion. Sehr frei übersetzt wird die Aktion auf ihrer Website wie folgt beschrieben:
Learning to Love You More ist sowohl eine Website als auch eine Reihe von musealen Präsentationen, die aus Arbeiten von Menschen bestehen, die im Rahmen der Aufträge durch die Künstlerinnen entstanden sind. Yuri Ono hat die Website entworfen und verwaltet.
Die Teilnehmer*innen wählten einen Auftrag, erfüllten ihn, indem sie den einfachen, aber spezifischen Anweisungen folgten, schickten den erforderlichen Bericht (Fotografie, Text, Video usw.) ein und ihre Arbeit wurde online veröffentlicht. Ähnlich wie ein Rezept, eine Meditationsübung oder ein bekanntes Lied sollte die vorschreibende Natur dieser Aufgaben die Menschen zu ihren eigenen Erfahrungen führen.
Da Learning To Love You More auch eine sich ständig verändernde Reihe von Ausstellungen, Vorführungen und Radiosendungen war, die auf der ganzen Welt präsentiert wurden, war die Dokumentation der TeilnehmerInnen auch ihre Einreichung für eine mögliche Aufnahme in eine dieser Präsentationen. Präsentationen fanden an Orten wie dem Whitney Museum in NYC, dem Rhodes College in Memphis, TN, der Aurora Picture Show in Houston, TX, dem Seattle Art Museum in Seattle, WA, dem Wattis Institute in San Francisco CA und anderen statt.
Von 2002 bis zu seinem Abschluss im Jahr 2009 nahmen über 8000 Menschen an dem Projekt teil.
Die gestellten Aufgaben (auf die wir zurückkommen werden):
Zu jeder der Aufgaben gibt es ausführlichere Erläuterungen, die manchmal die Aufgabe erleichtern und manchmal erschweren. Für den ersten Eindruck, den ich Euch hier vermitteln will, sind sie nicht wichtig. Aber für die Aufgaben 21 und 23 braucht Ihr jeweils ein Foto. Hier sind sie:
Ich find‘ das spannend.
Heute Nachmittag war ich in der Premiere von „Wölfinnen“ im Kleinen Haus des Stadttheaters Gießen. Ein Stück um weibliche Identität und Identitätsfindung, das für ein jüngeres Publikum gedacht ist und dennoch Frauen und Männer meines Alters begeisterte.
Zu Beginn des Stückes sehen wir vier junge Frauen in einem Zelt- und Schlafsacklager im Gespräch darüber, wie denn der Prinz sein sollte und was dahingehend zu wünschen sei, denn er könne ja auch ein Handwerker sein. Die Autorin des Stücks, Julia Haenni, ist Schweizerin; vermutlich sehen wir Wölfinnen, Pfadfinderinnen der Altersstufe 6 – 12 Jahre, die erst seit 2010 in der Schweiz so genannt werden (zuvor waren sie Bienlis*). Es ist das letzte Mal, dass wir Handlung und Handelnde so genau verorten können, über eine Traumszene löst sich Eindeutigkeit auf, das Spiel wird assoziativer, Kostüme und Geschlechtszugehörigkeiten werden gewechselt, wir erleben Irrungen und Verwirrtheiten im Umgang der Geschlechter miteinander, aus Mädchen werden Frauen, irgendwann dann begegnen wir den Wölfinnen wieder, die nun in einer Rollenumkehr als Jägerinnen durch den Wald streifen und Wölfe oder Männer jagen. Die Männer freilich tragen die ihnen zugedachten roten Kappen nicht, weil sie in lächerlichen kurzen Hosen auftreten sollen. An dieser und anderen Stellen geht das Stück meta, ist sich seiner Gespieltheit bewußt und zeigt das auch. Die Trennung zum Publikum wird aufgeweicht, als nicht nur die Protagonistinnen Wünsche äußern, etwas wollen, sondern auch eine Wunschbox mit Wünschen aus dem Publikum verlesen wird. Danach geht das Spiel weiter und rührt mich auf einer sehr persönlichen Ebene, als Rotkäppchen, vom Opfer zur rottragenden Wölfin gereift, aber voll innerer Widersprüche, die Liebe eines Menschen nicht annehmen kann. Beide müssen wieder in die Kälte, wo wenigstens das Rudel sie aufnimmt, in einem Schlafsacklager. Das Ende trifft den Anfang.
Ich mochte das Stück sehr, wünschte mir, ich könnte es nachlesen in manchen Passagen, es hier zitieren. Für Euch und für mich, wir würden uns wiedererkennen. Jeder für sich und manchmal auch zusammen.
Ich mochte den Humor und bitteren Ernst des Stückes, es arbeitet mit starken Bildern und manchmal auch fragwürdigen, die es dann in Frage stellt („Ich will mich nicht mit einem Brötchen identifizieren!“), nur um trotzdem damit zu spielen („Du bist der Schinken!“). Das könnte von mir sein, wenn es dafür nicht viel zu gut wäre.
Und ich mochte das Bühnenbild, dem es gelang, aus wenig viel zu machen. Ich komme da von der handwerklichen Seite, frage mich, was ich davon umsetzen könnte, wenn ich der Bühnenbildner der örtliche Laienbühne wäre. Nun, genug um damit zufrieden zu sein.
Ich wurde gut unterhalten und emotional berührt, mehr brauche ich nicht für einen gelungenen Theaterbesuch und ein Empfehlung.
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Heute hatte ich obendrauf noch einen Bonus, Gesellschaft und Gespräch vor und nach der Vorstellung. Zufällig traf ich im Foyer auf Herrn E., den Verantwortlichen für die Kulturloge und Cl. (eine Bekannte von Nachbar Z. und mir vom sehen her bekannt), die Herrn E. in ihrer Rolle als Kulturbegleiterin, nun, begleitete. Als wir vor der Kaffeebar aufeinandertrafen und bemerkten, dass wir einander kennen, wie weitläufig auch immer, entstand in jedem von uns der Eindruck, dass die jeweils anderen zwei sich zumindest schon besser kennen, als sie selbst mit den jeweils anderen bekannt sind. Auf diese Weise kamen wir recht zwanglos miteinander ins Gespräch, suchten uns einen kleinen Dreiertisch und sprachen über das, was halt am nächsten lag, Theater und Kultur. Locker genug, um nicht überfrachtet zu sein mit irgendwelchem Bildungsbürger-Geblubbere, das ich meide, wenn ich kann. Ich hatte Spaß. Und irgendwann haben wir auch herausgefunden, dass wir als quasi Unbekannte miteinander sehr angenehm im Gespräch sind.
Und das blieben wir auch nach dem Einlass und noch kurze Zeit nach dem Stück. Ich wage zu sagen, dass wir uns einig waren in der Einschätzung, dass dieses Stück Jugendtheater auch jedem Erwachsenen genug Identifikationsmaterial gibt, um befriedigt und gedankenvoll nachhause zu gehen.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Nachmittag und Abend, ich mochte das Stück und ich mochte die Menschen.
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Wie schwer kann es sein, einfach nur ein Bild zu posten und dann den Abend mit einem Film zu verbringen?
Das Bild ist schnell im Material-Ordner gefunden, auf die richtige Größe gebracht und eingestellt. Dann fällt mein Blick auf den Mittelpunkt des Mandalas, vier schwarze Punkte auf lila Grund, und ich bin mir fast sicher, dass die einmal Bedeutung hatten. Wenn es so wäre, denn ich erinnere mich nicht, dann stünde das eventuell in der Kladde mit den Notizen zu den Mandalas. Die könnte im Bücherregal bei den Kunstbüchern …, nein, ist sie nicht, dafür die …, ist hier nicht so wichtig, aber direkt daneben steht „Man of La Mancha“, von dessen Musical-Verfilmung ich Euch gelegentlich einen Ausschnitt zeigen muss (schon vorhanden, ich warte nur auf den richtigen Moment). Und Miranda Julys „Learning To Love You More“, mit dem ich demnächst unbedingt etwas machen muss. Und sei es nur für Euch.
Aber zurück zu den vier Punkten, es gab doch irgendwo die Schachtel, die mit genau diesem Geschenkpapier bezogen ist, die ist …, ja, da ist sie. Ist leider nur ein anderes ähnliches Geschenkpapier. In der Schachtel sind Briefe von Helen. Und ein kleines Bild von mir, aus einer Zeit, als der Hintern noch nicht hing (1977). Was mich an die Warhol-Ausstellung erinnert, über die ich Euch auch noch einen Artikel versprochen habe. Ich blättere schnell durch den restlichen Inhalt, da gibt es mit Sicherheit noch mehr Perlen …
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Ich könnte daraus ein Konzept machen, indem ich von jedem Artikel aus eine gedankliche, und sei es nur assoziative, Brücke zum nächsten schlage, gewissermaßen vom Hölzchen auf’s Stöckchen komme.
An das Bild oben und den Absatz darunter gäbe es, wie beim Domino, gedanklich anzulegen
Vermutlich ist das noch nicht alles, aber genug, um das Konzept zu verstehen. Jetzt muss die Idee noch etwas reifen. Am besten bei einem Film.