24940 – 12 von 12

Ich beginne den Tag kurz nach acht, das ist für meine Verhältnisse früh. Die Morgenroutine beginnt mit reichlich Kaffee, Müsli und ausgedehnter Internet-Lektüre, später lege ich die Entwurfsseite für diesen Blog-Beitrag an. Letzten Monat habe ich Euch eine Homestory präsentiert, der nach meinem Empfinden noch zwei Bilder oder Perspektiven fehlen, um meine Behausung vollständig abzubilden. Ich hole diesen beiden Bilder nach und update den Artikel (siehe dort). Deswegen gibt es dort nun 14 Bilder und hier nur zehn, im Durchschnitt stimmt das wieder.

Noch während ich so dasitze und in den Tag komme schickt A. mir ein Foto von einem Aufkleber auf einer Regenrinne, als Referenz zu dem antirassistischen Gartenzwerg und weil sie weiß, dass ich seit mehreren Jahren Fotos von Aufklebern auf Laternenmasten sammle. Notiz an mich selbst: Mal ein Best-of davon in den Blog!

Schon gestern Abend hat Freund J. seinen für heute geplanten Besuch abgesagt, aus dem Notdienst des Krankenhauses heraus, den er mit seiner Mutter aus nicht ausgeführten Gründen aufsuchen musste. Ich hoffe, den beiden geht es gut.

Aber so habe ich unerwartet mehr freie Zeit, als ich dachte, und kann den Tag neu planen, möglicherweise mit Auswirkungen auf den Rest der Woche, weil ich den Wocheneinkauf vorziehen kann. Auf Telegram – der Wochenplanung wegen – wechseln gleich mehrere Menschen  ihr Profilbild, das muss der (Vor-)Frühling sein.

Post von der Klinik, die ich im ersten Ansatz nur überfliege, im Schlechten scheint alles ziemlich gut zu sein. Um die Details zu verstehen werde ich einige Zeit vor dem PC mit den verschiedenen Suchmaschinen unterwegs sein müssen. Das geschieht nicht heute.

Gegen eins bin ich schon wieder zurück von  Baumarkt und Lebenmitteleinkauf. Noch während ich im Baumarkt vor der Kasse stand, einerseits ein Foto davon machen wollte und auch machte und andererseits keine Lust hatte, bei mir auf dem Blog unfreiwillig Werbung zu machen, fragte mich die Fachkraft bei den Kassen, warum ich denn das Foto gemacht hätte. Ich erzählte freundlich, dass ich Tagebuchblogger sei und an einer Aktion teilnehme, während der Menschen ihren Tagesablauf mit Bildern dokumentieren. Ich bin unsicher, wieviel sie davon verstanden hat, aber sie machte deutlich, dass sie gerne vorher gefragt worden sei, „unsere Technik“ und so. Ich bin unschlüssig, wie ich das Erlebnis bewerten soll. Ja, ich hätte höflichkeitshalber fragen können, bin formal vielleicht sogar im Unrecht, aber hey, heute wird jedes Frühstücksei vorm Verzehr zwölfmal fotografiert, da sollte eine knallig orange werbende Kasse auch mal ungefragt durchgehen.

Ach ja, normalerweise bin ich beim direkten Konkurrenten einen Block weiter und fühle mich auch auf aufgrund dieser „Kundenansprache“ darin bestätigt.

Wieder zuhause esse ich eine Kleinigkeit und beginne diesen Beitrag. Ab zwei bin ich wieder in produktivem Einsatz.

Als erstes versetze ich das Hinterrad meines Fahrrads etwas nach hinten um die Kette zu spannen. Sie springt in den letzten Wochen immer mal wieder raus und so lange das nur ein/zweimal pro Fahrt geschieht, kann ich das noch gut wegignorieren. Ich bin in solchen Dingen sehr geduldig. Heute aber habe ich die Kette sechsmal wieder auflegen müssen und das ist dann doch etwas zu viel. Wie so oft bei lange aufgeschobenen Dingen, ist die Sache dann vergleichsweise schnell erledigt und hätte noch viel schneller gehen können, wenn ich von Anfang gewusst hätte, wie es getan wird.

Nachmittags kommen Tochter Ha. und Freund vorbei, um auf dem Rückweg von irgendwoher noch schnell ein paar Regale mitzunehmen, die ihr seit einiger Zeit zugesagt sind. Nicht irgendwelche Regale, sondern die, die sie vermutlich durch ihre gesamte Kindheit gesehen hat, ich habe sie kurz vor ihrer Geburt gebaut und seitdem hingen sie immer dort, wo sie gerade wohnte, mal bei ihrer Mutter, mal bei mir. Dort wo ich jetzt wohne haben sie dann teils im Baumateriallager, teils in einem weitgehend ungenutzten Raum gelegen/gehangen. Erstaunlich, dass es sie noch gibt, vollständig. Dackeldame Erna bewacht die Teile während der Fahrt nach Berlin.

Gegen halb sechs Aufbruch zum Teamtreffen der Café-Nachtlicht-Crew. Eine kleine und angenehme Runde, folglich kommen wir mit den Tagesordnungspunkten in etwas mehr als zwei Stunden durch, manchmal ergibt sich im Anschluss noch etwas in einer Kneipe, heute nicht. Gegen kurz nach neun bin ich wieder zuhause, mache mir etwas zu essen und schaue eine Folge der gerade angesagten Serie. Dann mache ich diesen Beitrag fertig. Ende.

24939 – Meine Grundschule (2018)

Ich bin gerade heute lustlos in Bezug auf den Blog. Vielleicht weil ich mehrere Tage mit Engagement im Dome zu Gange war; ich habe die fordernde Idee, dass ich vorm Urlaub im März mit der Innendämmung fertig sein könnte. Nur mal so erwähnt, die Stammleser wissen Bescheid.

Habe auf der Suche nach dem heutigen Beitrag in die Aufgaben von LTLYM geschaut, sogar mit einer Aufgabe angefangen, dann aber gemerkt …, och nöh! Bin bei der Vorbereitung der Aufgabe aber an einem Bild vorbeigekommen, auf das ich zu einem späteren Zeitpunkt mal näher eingehen möchte. Ich zeig’s Euch schonmal:

Meine Grundschule, mehr als 50 Jahre nach meiner Einschulung.

Nachschlag: Heute (24.2.2025) in einem gar nicht mal so guten Buch ein Zitat gefunden, dass hierher gehört.

„Wann hört der Schulhof jemals auf?“

24937 – Making of: Demo-Schild

angelegt an 24930
24936

Gestern auf der „Demo gegen den Rechtsruck“ habe ich ein Schild mit mir herumgetragen, das in der Woche vorher in mehreren kleinen Schritten, zumeist abends, entstanden ist. Hier die Dokumentation dazu:

2.2.2025
Ich habe vor Kurzem irgendwo im Internet einen interessanten und minimalistischen Gegen-Rechts-Sticker gesehen, den ich „aus dem Kopf“ für ein Protestplakat nachbauen will. Dazu muss ich herausfinden, wie groß ein Verbotsschild ist. Ich suche und finde: 60 cm im Durchmesser nach StVO-Norm.

Was ich außerdem brauche, sind die Maße des roten Außenkreises und des Mittelbalkens. Ich suche mir im Netz das Bild eines Halteverbot-Schildes, vermesse es und rechne die Maße hoch.

3.2.2025

Pappe und die benötigten Spraydosen gesucht, alles da. Mit einem Papierstreifen einen ausreichend großen Zirkel improvisiert. Ausgeschnitten. Motiv vorgezeichnet.

Nicht abgebildet: eine zweite, gleich große Pappscheibe ausgeschnitten und zur Versteifung mit der ersten verklebt.

4.2.2025

Das schwarze Feld gesprüht, später abgeklebt. Blöderweise ist die weiße Spraydose eine blaue mit weißer Kappe, also ziehe ich rot vor und werde für das weiße Feld statt Farbe einen entsprechend ausgeschnittenen Karton aufkleben.

5.2.2025Der Karton braucht beim verkleben etwas mehr Zuwendung.

Die Positionierung des Bärtchens ist problematisch (und bei 24936 beschrieben).

6.2.2025
Und noch einen stilechten Schildermast aus einem alten Kabelkanal improvisiert.

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Eine letzte Anmerkung: Ich bin mal wieder sehr stolz darauf, dass ich während der ganzen Bastelei auf Materialien zurückgreifen kann, die schon vorhanden sind. Das gibt diesem manchmal etwas unsinnig anmutenden Aufheben von Altmaterialien dann doch wieder Sinn. Ich mag das sehr.

24936 – LTLYM – Aufgabe 34: Erstelle ein Protestplakat und protestiere.

angelegt an 24924

LTLYM – Aufgabe 34: Erstelle ein Protestplakat und protestiere.

Erstelle ein Protestplakat und protestiere öffentlich gegen etwas, das du aus tiefster Überzeugung ändern möchtest. Es könnte die Misshandlung von Hühnern bei KFC sein oder der Mangel an Rechten für Kinder in unserer Gesellschaft. Du kannst alleine protestieren, mit einer selbst organisierten Gruppe oder mit einer bereits bestehenden Protestgruppe.

Dokumentation
Lass ein Foto von dir mit deinem Protestplakat machen, während du öffentlich protestierst. Schreibe einen Titel, der beschreibt, wogegen und wo du protestierst, zum Beispiel: „[Gegen den Rechtsruck – für Menschenrechte, Gießen, 8.2.2025].“

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Nach- und eingeschoben: Artikel  zur Demo in der Gießener Allgemeinen vom 9.2.2025.

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Auf der Projekt-Seite ist zu den Aufgaben folgendes zu lesen:

„Wie ein Rezept, eine Meditationspraxis oder ein vertrautes Lied war der vorschreibende Charakter der Aufgaben dazu gedacht, Menschen zu ihrer eigenen Erfahrung hinzuführen.“

Okay, die Künstlerinnen möchten, dass wir Erfahrungen machen; indem wir die Aufgaben annehmen, willigen wir in den Erfahrungsprozess ein. Das ist ein Teil dessen, was die Aufgaben so spannend macht. Welche Erfahrungen werden wir machen?

Zwei Erfahrungen, die ich gemacht habe, will ich schildern, weil ich sie neben den persönlichen auch verallgemeinerbare Aspekte enthalten. Da war der Moment im Erstellungsprozess des Schildes, als ich merkte, dass ich die Lage des Bärtchens nicht aus der Geometrie ableiten konnte. Meine These lautete in etwa:  der rote Mittelbalken steht exakt in einem 45°-Winkel zum Boden, wenn ich dann vom Mittelpunkt des Schildes eine Linie zum Boden fälle, kann ich daran das Bärtchen mittig ausrichten und muss nur noch dessen Höhe nach Augenmaß bestimmen. Zeigt sich: ja, kann ich machen, sieht aber immer (!) Scheiße aus, in dem Sinn, dass nicht der beabsichtigte Wiedererkennungswert von Scheitel und Bärtchen eintritt. Zeigt sich weiter: mit gar nicht mal so kleinen Abweichungen von dieser „perfekten“ geometrischen Ableitung stellt sich der gewünschte Effekt ein. Damit hatte ich einerseits nicht gerechnet, andererseits aber von ähnlichen Effekten schon gelesen.

Kleiner Abschweif: Grafiker wissen, dass sie ein Problem haben, wenn ein Balken schräg von einem Strich gekreuzt wird, weil dann optische Täuschungen ins Spiel kommen, die Richtiges falsch aussehen lassen. Oder die Sache mit Kreisen, die ab einer gewissen Größe (z.B. auf Werbeplakaten) nicht mehr als exakt kreisförmig wahrgenommen werden, weil das menschliche Sichtfeld breiter als hoch ist und unser Hirn das korrigiert, auch wenn es das besser nicht täte. Grafiker oder Künstler sind dann gezwungen, Dinge bewusst falsch zu machen, damit sie richtig aussehen. Abschweif Ende.

Und ab hier beginnt meine ureigene Erfahrung, denn jetzt musste ich mich auf meine gestalterische Intuition verlassen, meint: ich musste es richtig aussehen lassen, ohne mich auf objektive Geometrie beziehen zu können. Und ich musste mich darauf verlassen, dass das, was für mich richtig aussah, auch für andere Menschen richtig aussehen würde. Und ich musste mich darauf festlegen, im Wortsinn und mit Klebstoff.

Mir ist das sehr, sehr schwer gefallen, das ist die Erfahrung. Und auch, dass ich es hinbekommen habe. Mit lange hinschauen und Korrekturen im Millimeterbereich, spannend war das und irgendwann auch gut. Oder gut genug.

Die zweite Erfahrung ist vor allem eine soziale. Während der Demo habe ich bemerkt, dass manche Menschen die Bedeutung des Schilds, seinen Bezug, unmittelbar wahrnehmen, auch gut finden und die minimalistische Umsetzung zu  würdigen wissen (zu denen zähle auch ich). Andere müssen einen Moment länger hinschauen bis der Groschen fällt, mensch sieht es am Gesicht. Und es gibt die, denen das Zeichen verborgen bleibt und von denen die mutigeren kommen, fragen und erst dann verstehen.

Angesprochen haben mich Personen aus allen drei Personengruppen, mit Menschen aus der letzten Gruppe hatte ich, und das ist die Erfahrung, schnell das Gefühl, als hätte ich die Verantwortung dafür, dass sie nicht verstehen. Das ist natürlich Unsinn, weil es ja die beiden anderen Gruppen gibt, die das Gegenteil belegen und die ich vor Ort erleben durfte. Dennoch.

Nehmen wir einen kurzen Moment an, wir befänden uns in einer Situation, in der die beiden ersten (Kontroll-)Gruppen nicht existieren oder still bleiben. Dann bliebe ich bei meinem Gefühl der Verantwortung dafür, von anderen nicht verstanden zu sein. Und würde versuchen, mich verständlich zu machen, gegenüber Menschen, die für mein Anliegen oder meine Darstellungsweise einfach nicht das Sensorium haben. Und ich würde das sehr viel verzweifelter tun, als bei einem Demo-Schild, bei dem es mir letztlich egal sein kann, ob ich verstanden werde oder nicht.

Wie blöd wäre das denn?

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Vorankündigung: Morgen gibt’s zum Demo-Schild das „Making of“.