Manchmal nehme ich Themen oder Ideen immer wieder auf.
So wie hier in den Jahren 1993, 1996 und 2003.
Zugegebenermaßen ist die Ausführung 2003 mit transparenten Fensterfarben nur ein schwaches Echo der 1993 ursprünglich geplanten Bleiglasvariante. Den Kindern war’s vermutlich egal.
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Und noch etwas für die Freunde unnützen Wissens.
Im Moment werden wir von Marvel auf „Die fantastischen 4“ heiß gemacht, eine Superheldengruppierung, von denen nerdige Erklärbären schon in meiner Jugend behaupteten, dass sie nur deshalb als Comic so erfolgreich wurden, weil ihre Kräfte an die vier Elemente angelehnt sind.
Reed Richards hat die Fähigkeit, seinen Körper elastisch zu dehnen und zu formen wie Wasser. Seine Ehefrau Susan kann sich unsichtbar machen wie Luft. Deren Bruder Johnny kann sich selbst entzünden, Feuer, und Reeds bester Freund Ben hat eine steinartige Haut, die für das Element Erde stehen kann.
Ob die Referenz zu den vier Elementen allein den Erfolg ausmacht, sei dahingestellt, aber sie passt. Und weil sie das tut, habe ich mir das jetzt mindestens 40 Jahre gemerkt, ohne in der Zwischenzeit auch nur einmal mit irgendjemanden darüber gesprochen zu haben. Das finde ich – wenn auch aus unklaren Gründen – bemerkenswert.
Was bisher geschah:
Ich habe ein Aortenaneurysma (Gespräche mit der Fee 1) und nun auch eine direkt daneben liegende hochgradige Herzklappenverengung (Gespräche mit der Fee 2). Die Ärzte empfehlen, beides gemeinsam zu operieren.
Heute kam telefonisch das Ergebnis des CT’s, das zunächst die rein anatomische Machbarkeit eines minimalinvasiven Eingriffs über die Leiste zum Einsetzen einer künstlichen Herzklappe prüfen sollte. Zeigt sich: es geht. Alles nicht so supertoll, Risiken werden erwähnt, aber – auf explizite Nachfrage – wenn ich das unbedingt wolle, würde es auch gemacht.
Eine gute Nachricht kommt eher beiläufig, in einem Halbsatz, „es sei ja nicht dringend“. Ich fühle mich bestätigt in meiner Auffassung, das alles gut ist, solange ich frei von den Symptomen einer Herzklappenverengung bin. Aber darum geht es der Ärztin nicht, es geht um weitere Beratungsangebote, diesmal mit dem chirurgischen Team und mensch könne den Schwerpunkt im Gespräch ja auch auf die klinische Nachsorge legen, wenn es mit der Nachbetreuung schwierig sei. Sie erinnere sich, dass ich das problematisiert hätte. Yep, habe ich, allerdings mehr in der Absicht, den schonenderen Eingriff durch die Leiste priorisiert zu bekommen.
Kurz, mir steht ein durchaus gewünschter Beratungstermin mit der Chirurgie bevor, in dem mir unweigerlich die große OP mit Brustöffnung nahelegt werden wird. Notiz an mich selbst: Diesen Termin schriftlich vorbereiten!
Was ich ebenfalls tun werde: einen sehr weitläufigen Bekannten kontaktieren, der diese OP schon hinter sich hat. Der Kontakt besteht über Freund J. und hat schon Gesprächsbereitschaft signalisiert. Ich möchte möglichst genau wissen, was mich nach der Operation erwarten würde.
Gesundheitsupdate Ende.
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In den vorherigen Beiträgen habe ich schon geschildert, dass mein Sterberisiko größer und meine Depressivität kleiner wird. Was gemeinsam dafür sorgt, dass ich auch die „große“ OP zunehmend in Betracht ziehe.
Dabei drängen neben den Operationsrisiken und Nachbetreuungsschwierigkeiten auch einige „Nebensächlichkeiten“ in den Vordergrund. Gerade der Zusammenhang mit der Depression und der Neigung, das eigene Leben und den gegenwärtigen Lebensstil nicht so sehr zu lieben, um unbedingt daran festzuhalten, wird da kritisch. Was, wenn ich in meiner gegenwärtigen „Hochphase“ der lebensverlängernden OP zustimme, dann aufgrund schlechter (Krankenhaus-)Ernährung und Bewegungsmangel wieder depressiv werde? Dann stehe (oder liege) ich da, mit der verlängerten Aussicht auf jede Würdelosigkeit des Alters. Und ich würde es hassen.
Andererseits, und darauf wies die Ärztin hin, der schnelle Tod aufgrund eines geplatzten Aneurysmas ist ja auch nicht garantiert. Wenn die Patientenverfügung da nicht sofort zur Hand ist (oder zu unspezifisch) wird notoperiert, das ist der Auftrag. Und kann durchaus auch in schwierigen Umständen enden. Wer das nicht will …, ob ich schon einmal daran gedacht hätte, mir „Nicht reanimieren!“ auf die Brust tätowieren zu lassen.
Gegen halb zehn wach, ich beginne den Tag mit meiner Morgenroutine, reichlich Kaffee, ein paar Reiswaffeln und ausgedehnter Internet-Lektüre. Später lege ich die Entwurfsseite für diesen Blog-Beitrag an.
Ab halb elf beginne ich meine Lieblingsbaustelle zu heizen, bis sie halbwegs warm ist beende ich eine Bastelei, die ich erst Sonntag hier vorstellen werde. Kurz nach elf kündigt Mo. sich an, bedeutet, dass ich heute Hilfe auf der Baustelle haben werde und mich vom Internet losreißen muss (ich habe mich etwas festgelesen), weil ich gerne noch ein paar Handgriffe zur Vorbereitung alleine tun möchte. Geschieht dann auch.
Auf der Lieblingsbaustelle ist heute alles etwas widerständiger. Irgendwann wird es kühl und wir bemerken, dass dem Katalytofen das Gas ausgegangen ist, eine weitere Widrigkeit. Dennoch beenden wir den angefangenen Arbeitsschritt, gegen kurz nach vier sind wir durch damit. Damit es uns morgen nicht genauso geht, machen wir noch eine Fahrt ins nahe gelegene Industriegebiet und holen zwei Flaschen Gas am Automaten, danach verabschiedet Mo. sich.
Ich mache mir ein paar Kartoffeln, Kohlrabi und Salat, so nahe war ich noch nie an „kochen“. Ich esse vorm PC bei verschiedenen YouTube-Formaten, überwiegend Serien- oder Filmbesprechungen. Da bleibe ich auch erstmal hängen, wenn mensch so will beginnt mein Feierabend.
Wobei dieser Feierabend nicht ganz so inaktiv ist, wie es der Name suggeriert. Später am Abend öffne ich die Post für Nachbarin C., die gerade – und auch noch eine Weile länger – in Indien Urlaub macht. Ich fotografiere, was ich für wichtig halte und sende es ihr elektronisch.
Noch später löst sich auch am zweiten meiner beiden Stühlen ein Holzdübel aus seinem Loch und ich beginne eine späte Reparatur-Session. Aus verschiedenen Gründen muss es nicht gut werden, quick’n’dirty ist als Arbeitsstil den Stühlen und der Uhrzeit angemessen.
Einfarbig pink, neongrün oder orange erleben Gartenzwerge in den Einrichtungs-, Dekorations- und Designläden gerade eine ironische Wiedergeburt. Ganz und gar nicht ironisch, sondern humorvoll und tolerant, war mein Papa vor mindestens 35 Jahren, als er den drei oben abgebildeten Kerlchen einen neuen Anstrich verpasste, den er vermutlich nicht als politische Stellungnahme aufgefasst hätte. Denn politisch war er laut Selbsteinschätzung nicht. Vielleicht hätten die Zwerge das anders gesehen.
Heute war die Beisetzung meiner Mutter, sie wurde auf eigenen Wunsch anonym bestattet. Nun ist die anonyme Beisetzung in Offenbach nicht ganz so anonym, wie mensch sich das vorstellt, während andere Gemeinden dabei nicht einmal die Anwesenheit von Angehörigen wünschen, veranstaltet Offenbach sogar eine Trauerfeier dazu.
Zunächst dachte ich nicht, dass ich daran teilnehmen würde, da auch die Resonanz aus der Familie verhalten war. Worüber ich ja auch ein wenig traurig war (24899). Zumindest auf meinen Sohn bezogen war das eine Fehlwahrnehmung, er war schlichtweg davon ausgegangen, dass eine Trauerfeier im Kreise der Familie stattfinden würde. Als er erfuhr, dass nichts in diese Richtung geplant war, nahm er die Dinge in die Hand, meldete uns bei der Trauerfeier an und kam von Hamburg heruntergefahren, um daran teilzunehmen.
DG: 50.112597, 8.809689
So kam es, dass wir dabei zusahen, wie meine Mutter gemeinsam mit 28 anderen beigesetzt wurde. Die Trauerfeier war überraschend gut besucht und die Trauerrede angenehm religionsfrei gehalten (wenn wir vom vorausgesetzten Vorhandensein einer Seele einmal absehen).
Bemerkenswert vielleicht, wie wenig Trauer gezeigt wurde. Insgesamt war das eine sehr gefasste Veranstaltung. Keinerlei Drama, das tröstende Halten einer Familienangehörigen als Maximum des Gefühlsausdrucks. Ich fühlte mich ebenfalls weniger wie ein Trauernder und mehr wie ein Menschenkundler bei der Feldforschung. Dennoch bin ich im nachhinein ganz zufrieden damit, dabei gewesen zu sein, auch wenn ich nicht genau sagen kann, woran das liegt. Nun, es war besser, dort gewesen zu sein, als nicht dort gewesen zu sein, das muss genügen.