Drei Arten Leid

1. Leid des Leides (von A bis Z)

Leid des Leides tut weh, entweder gleich und richtig oder langsam und auszehrend. Kennt jeder, wird von jedem erkannt („Autsch, …“), muss kaum erklärt werden. Einige willkürliche Beispiele:

Armut, Blindheit, Camping, Durchfall, Fußpilz, Groll, HIV, Impotenz, Jungfräulichkeit, Konkurs, Leberhaken, Mundgeruch, Nikotinsucht, Orangenhaut, Paranoia, Quasselei, Reizüberflutung, Schlaflosigkeit, Treue, Untreue, Verbitterung, Witzigkeit (bemühte), Xenophobie, Y-Chromosom, Zahnschmerz

2. Leid der Vergänglichkeit (von A bis A)

Phänomene sind zusammengesetzt aus Bedingungen, die vergehen. Vergehen die Bedingungen, vergehen die Phänomene. Deswegen dauert nichts ewig, die Liebe nicht und nicht der Tod. Das gilt so sehr für alles, dass wir es groß schreiben müssen:

Alles

3. Leid der Bedingtheit (von A bis Z)

Wird auch beschrieben als Leid an der Fremdbestimmtheit, wir leiden daran, dass wir weder unsere Umwelt noch unseren Körper oder unseren Geist kontrollieren können. Auch hier einige Beispiele:

Anwesenheitspflicht, Beziehungsabbruch, Copyrights, Dunkelheit, Einstellungsstop, Formalismus, Gewalt, Hierachiebildung, Indiskretion, Jurisdiktion, Klimawandel, Lauschangriff, Minimalkonsens, Nullsummenspiel, Ozonloch, Prinzipienreiterei, Quacksalberei, Routine, Sparkurs, Treue, Untreue, Verleumdung, Wetter, Xenophobie, Yankees, Zensur

Drei Arten Mitgefühl

 

Der tibetische Lama an sich ist systematisch. Wenn es drei Arten Leid gibt, kann man diesem Leid selbstverständlich mit drei Arten Mitgefühl begegnen. Wir haben also

Mitgefühl

  1. mit leidenden Wesen,
  2. mit vergänglichen Wesen und
  3. mit bedingten (oder“leeren“) Wesen.

Wobei mir noch unklar ist, ob das Mitgefühl den Wesen gilt weil sie leiden, vergänglich und bedingt sind oder weil sie unter diesen Zuständen leiden.