Update (17.6.2012): Jetzt funktionieren auch die Links. War ein Test, ob ihr die auch anklickt. Vielleicht.
Als Blogger kann ich es mir leisten, Beiträge für genau drei Leser zu schreiben. In diesem Fall schreibe ich für drei Autoren, die bei uns auf dem Wagenplatz sehr regelmäßig als Gäste stehen, bzw. dort einen Gästewagen bewohnen. In Zeiten der Urheberrechtsdebatte kann es nicht ausbleiben, dass diese auch zum Thema wird. Dabei nähern wir uns dem Thema von unterschiedlichen Seiten, mir sind die Möglichkeiten wichtig, unter denen ich fremdes Urgehobenes auf meinem Blog ganz oder in Teilen verwenden darf ohne Post vom Rechtsanwalt befürchten zu müssen. An dieser Stelle wünsche ich mir Klarheit und werde nicht müde, immer wieder auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die die Creative Commons Lizenzen bieten. Und am Rande erwähne ich auch gerne all die positiven Beispiele erfolgreicher Selbstvermarktung, die immer wieder mal im Netz erwähnt werden. Der Autorenblick auf´s Thema kommt aus einer anderen Ecke, der monetären. Und unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht wesentlich von dem, was uns zum Beispiel 51 Tatort–Autoren und Kampagnen-Betreiber mitzuteilen haben. Den Bereich wissenschaftlicher Veröffentlichungen, ob mit oder ohne öffentliche Förderung, oder die Notwendigkeit zensurermöglichende Infrastruktur aufzubauen (bedeutet: Bürgerrechte einzuschränken), um die Ansprüche nur eines kleinen Teils der Gesellschaft abzusichern, haben wir bis jetzt noch nicht einmal gestreift. Dies zur Einführung für alle, die sonst noch so mitlesen.
Was mir an unserer Diskussion auffällt ist zunächst, dass die jeweiligen Voreingenommenheiten, mit der vorwiegenden Berichterstattung in den etablierten Medien (Print und TV, urheberrechtsfreundlich) bzw. im Internet (urheberrechtskritisch) übereinzustimmen scheinen. Das muss nicht schlecht sein, wenn alle das Gleiche „wissen“ ist Austausch unnötig. Von daher scheinen unsere Gespräche abzubilden, was auch gesellchaftlich gerade abläuft. Alte und bekannte Strukturen werden von neuen technischen Möglichkeiten in Frage gestellt und wollen neu bewertet werden. Und wenn im Zuge dieser „Neubewertung“ die Taxizentralen aussterben und durch schicke Smartphone-Apps ersetzt werden, ist uns das sehr egal. Hauptsache, ein Taxi kommt, wenn ich eines rufe.
Meint: Manches in der Debatte betrifft uns mehr, anderes – vermeintlich – weniger. Betroffen bin ich von Rechtsunsicherheit und meine Autorenfreunde vom vermuteten Wegbrechen ihrer Einkünfte aufgrund raub- und mordkopierender Vielleser. Zumindest haben wir bis jetzt so diskutiert und vielleicht war das falsch. Um mit der eigenen Nase zu beginnen, solange ich für drei Leute schreibe, höchstens mal einen Absatz zitiere und dann sauber verlinke, Bilder nur mit Genehmigung oder CC-Lizenz verwende und vor allem bloß nichts tue, was irgendwie nach Gewinnstreben aussieht (und dazu könnte ein Flattr-Button schon zählen), bin ich vermutlich auf der sicheren Seite. Andererseits beträfe es mich sehr, wenn auch auf einer wesentlich abstrakteren Ebene, wenn mein Internet-Provider zukünftig in jedes meiner Datenpakete hineinschauen würde, dürfte, müsste. Das ist dystopisch. Utopisch – und in der Diskussion ebenso abstrakt-sperrig – ist die Idee alle mit öffentlichen Geldern generierten Inhalte ihren Geldgebern, den Steuer- ung Gebührenzahlern, zurückzugeben. Angesprochen sind hier Forschungsergebnisse der öffentlichen Hochschulen, Drehbücher, Konzepte und gesendetes Material der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, Datenbestände staatlicher Stellen und etliches mehr, das mir gerade nicht einfällt. Die Durchsetzung des bestehendes Urheberrechts fordert die Dystopie und verhindert die Utopie. Und vermutlich betrifft mich das mehr, als ich ahne und (ha, das kommt immer gut) meine Kinder, die betrifft es in jeder denkbaren Zukunft noch viel mehr als mich. Und viel mehr als sie ahnen.
Meine Autorenfreunde wiederum sind vielleicht nicht gar so sehr von schrumpfenden Einkünften betroffen, wie sie das darstellen. Zuallererst weil es diese Einkünfte so nicht gibt, nicht in ihrem speziellen Fall und auch nicht im Allgemeinen. Autoren geht es schlecht. Und das nicht erst seit gestern, als sie dieses Internet aufgemacht haben, von dem wir immer noch nicht wissen, ob es sich durchsetzt.
Mein Eindruck aus all dem Gelesenen zum Thema ist, dass Autoren nur zu einem kleinen Teil ihr Leben von ihrer Schreibtätigkeit finanzieren können. Der größere Teil lebt in Armut und wenn sich daran etwas ändern soll, dann wäre es sinnvoll, den Verlegern und Verwertern gegenüber eine etwas bessere Verhandlungsposition zu bekommen. Und genau hier kommt wieder das Urheberrecht ins Spiel, hier sollte die Betroffenheit einsetzen.
Kommt hinzu, dass in unseren Diskussionen bei mir der Eindruck entstanden ist, dass meine Autorenfreunde sehr wenig über die Chancen wissen und nachdenken, die das Internet als Medium bietet. Und dass ich als Nicht-Autor, meint aufgrund fehlender Erfahrung und Betroffenheit, ihnen an dieser Stelle auch nicht viel mitteilen kann. Zumindest nicht mit dem erforderlichen Gewicht. Und als ich heute früh mal wieder auf einen Blogpost zum Thema gestoßen bin, von dem ich mir wünschte, meine schriftstellernden Freunde würden ihn zum eigenen Gewinn lesen …, ja, was eigentlich? Vielleicht hätte ich es bei einer kurzen Leseempfehlung lassen können, aber die Erfahrung zeigt, dass die gerne auch mal ignoriert werden. Deswegen braucht es eine ausführliche Besprechung.
Nur, ausführliche Besprechungen sind nicht so mein Ding. Deswegen als Abstract:
1. Ich habe euch das so oder ähnlich schon immer gesagt.
2. Der sagt das auch, hat aber besser recherchiert.
3. Der kann sogar Bilder.
4. Gebt endlich zu, dass ich recht habe.
Also, dringende Leseempfehlung: der Blog von Leander Wattig. Was ihn antreibt beschreibt er so:
Seit ich denken kann, liebe ich Menschen, die selbstbestimmt und aus Überzeugung „ihr Ding machen“. Das Internet und die digitalen Medien ermöglichen es Kreativschaffenden nun wie nie zuvor, das zu tun. Je mehr Menschen diese Chance ergreifen, desto besser geht es uns auch als Gesellschaft. Voraussetzung dafür ist aber Geld, das ihnen Schaffenszeit kauft, und dass wir uns zudem gegenseitig dabei unterstützen, die neuen Möglichkeiten zu erkunden und zu nutzen. Ich will dazu beitragen, was ich kann, dass möglichst viele von uns ihrer Leidenschaft folgen können. Daher schreibe ich hier „über Wege, vom Kreativ-Sein leben zu können“, und versuche, mithilfe meiner Vernetzungsinitiativen das Feld voran zu bringen.
Ihr seht, der Mann hat eine Mission. Und er tut was dafür. Besonders gefallen hat mir eine Slideshow von ihm, in der einiges auftaucht, was wir in einer unserer letzten Diskussionen ebenfalls angesprochen haben (gelesen werden als Ziel, Autor-sein als Geschäftsmodel, bei einem Verlag sein wollen, Self publishing schwierig und nimmt Zeit zum Schreiben) und anschließend auf die direkte Leserbeziehung eingegangen wird. These: Wer 1000 wirkliche Fans gewinnen kann, hat´s ins Mittelfeld geschafft und musste dafür nicht einmal einen Hit produzieren. Zwischendrin gibt´s Zahlen für den Realitätsabgleich, z.B.:
Und wer danach noch nicht genug hat, kann ja mal schauen „wie und wovon Urheber und Medienleute leben„.
Und schließlich, der Mann wohnt in der Nähe, Frankfurt, und betreibt dort einen Publishing-Stammtisch, den nächsten gibts am 30.7.2012.
bevor auch das verboten ist, hier ein aktueller link zu dieser (unglaublich spannenden) thematik: http://www.zeit.de/digital/internet/2012-06/leistungsschutzrecht
gut, dass ich kein autor bin.