Aufräumen

Es mag Euch so sehr wie mich überraschen, Ordnung entsteht nicht von selbst. Schlimmer noch, sie erhält sich nicht einmal selbst. Das hat was mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu tun, der im Wesentlichen besagt, dass ohne Einfluss von außen die Unordnung zu ihrem Maximum strebt. Da kann man nix machen, das ist Physik. „Don’t mess with physics“, wie der Engländer sagt,  aber der sagt auch „Hold my beer“ bevor er sich in die Schlacht stürzt und ich habe gerade einen heldenhaften Moment.

Aufräumen ist angesagt! Schon länger, aber die Baustelle hatte Vorrang, solchen Vorrang, dass ich sogar 10 Tage ohne flüssiges Internet verbracht habe, weil die Fehlersuche zuviel Zeit benötigt hätte. Jetzt ist getan, was getan werden wollte, und ich muss mich der gesammelten Unübersichtlichkeit um mich herum stellen.

Der Beginn ist leicht, Werkzeuge haben ihren festen Platz und müssen nur dorthin gebracht werden. Das gilt eigentlich auch für bewahrenswerte Restmaterialien, aber aus nur schwer nachvollziehbaren Gründen gibt es innere Widerstände, die Materialien auch wirklich dorthin zu bringen. Jetzt, da ich es aufgeschrieben habe, scheiß auf die Widerstände, ich bring das Zeug einfach dahin.

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Und schon habe ich mich vom Schreiben abgelenkt, das Schöne daran, jetzt sind die Materialien dort, wo sie sein sollen. Ich bin diese Tage gut darin, mich abzulenken. Auch das Werkzeug war noch nicht zur Gänze an seinem Platz, da fing ich nebenbei an, Dinge aus der aufgegebenen Wohnung meiner Mutter an ihren neuen Platz zu bringen. Das ist leicht für Lebensmittel und Verbrauchsmaterialien, die haben wie das Werkzeug ihren festen Platz, und schwer für den sentimentalen Rest, der ersteinmal thematische Haufen bilden muss. Meint: Fotoalben zu Fotoalben, die gesammelten Telefonkarten zu den Briefmarken (passt schon), das Schneidbrett mit Bauernmalerei – kurzzeitig ein Hobby meines Vaters – zu den Briefmarken in der Holzschachtel mit Bauernmalerei (passt scho…, naja, eigentlich nicht).

Die Korallen aus dem Seewasseraquarium meines Vaters bilden jetzt schon einen Haufen und ein Thema für sich. Keine Ahnung, wo der hin soll …

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Ungefähr an dieser Stelle bin ich, da werde ich von Nachbar B. auf mein nicht vorhandenes Internet angesprochen. Es folgt ein erster Abhilfeversuch, der vorhersehbar scheitert, gefolgt von einer längeren Erörterung dieses und anderer verwandter Probleme. Wie bereits erwähnt, ich bin leicht ablenkbar diese Tage.

Im weiteren Verlauf probiere ich noch das eine oder andere, bis ich halbwegs durchdrungen habe, wie mein weiteres Vorgehen aussehen sollte. Zwei Dinge sind zu prüfen, für beides brauche ich andere Menschen und deren Infrastruktur, beide sind gerade nicht da. Ich könnte weiter aufräumen, aber die Pflanzen wollen Wasser und viel lieber schreib‘ ich was und am Ende der Internetsorgen müsst Ihr das dann lesen. Ende von Tag 1 im Kampf gegen die Entropie .

„Die Entropie ist eine physikalische Größe, welche die Unordnung in einem Teilchensystem beschreibt. Die Entropie steigt, je mehr Teilchen vorliegen, je höher ihre Teilchengeschwindigkeit ist und je mehr Anordnungsmöglichkeiten die Teilchen haben.“

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Lange geschlafen, dann weiter aufgeräumt mit gutem Erfolg. Es geht auch gar nicht anders, was soll ich tun, das Internet zickt und drum kümmern kann ich mich terminbedingt erst später. Und verspäte mich dann fast, weil ich mich in den Briefmarkenalben und -schachteln verliere. In der bereits erwähnten Holzschachtel mit Bauernmalerei finde ich einen Brief, den ich mit zehn Jahren aus dem Zeltlager an meine Eltern geschrieben habe. Und eine Postkarte von Helen mit Engelstempel.

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Tags drauf, Internet geht wieder, Energien für’s Aufräumen sind frei und werden genutzt, am Abend ist der Tisch frei und gleich darauf wieder belegt mit Scanner und Laptop. Es gilt, einen Teil der fotografischen Schätze zu bergen, die gegenwärtig noch in sehr ungeordneter Form daherkommen.

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Irdendwann muss doch mal gut sein! Vielleicht fragt Ihr Euch – okay, ich frage mich – warum ich hier drei Tage hintereinander vom Aufräumen schreibe und es nicht irgendwann gut, also aufgeräumt, ist.  Nun, zum einen ist es sehr unordentlich, und zwar überall, und zum anderen verliere ich jede Ordnung fast sofort wieder an eine der folgenden Aktionen. Das vorherige Kapitel ist ein gutes Beispiel dafür, kaum ist der Tisch frei, ist er auch schon wieder belegt. Und vieles drumrum gleich mit, der Boden mit thematischen Fotosammlungen zu einzelnen Personen meiner Familie, die freien Ränder der Regale mit Bildern von mir und den Kindern. Um ehrlich zu sein, es ist jetzt schlimmer, als vor der Aufräumaktion.

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Mittlerweile sind drei Tage vergangen, ohne dass ich auch nur einmal daran gedacht hätte aufzuräumen. Ich laufe schon sehr geschickt um die Bildersammlungen auf dem Boden herum. So wird weder die Aktion noch dieser Text abgeschlossen.

Oder vielleicht doch wenigstens dieser Text. Mit einer letzten Erkenntnis: es sind die Dinge ohne festen Platz, ich nenne sie die vagabundierenden Dinge, die den Ärger und die Unordnung verursachen. Eigentlich müssten sie weg oder einen festen Platz finden, und sei es nur in einer Abstellkammer. Äh, jaaa …?!

Und schwupps haben wir einen Plan: die Abstellkammer ausmisten. Ihr hört oder lest davon.

Ein Gedanke zu „Aufräumen“

  1. Und dieser Text ist übrigens ganz ausgezeichnet dazu geeignet, sich vor dem Aufräumen zu drücken. Stelle ich gerade fest. Das hat sich auf jeden Fall schon einmal gelohnt.

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