Das (nachgeschobene) Bild ist unverbunden mit dem Rest des Textes, mehr ein bunter Kontrapunkt, weniger eine Ergänzung. Es gilt die Gleichzeitigkeit von Vielem. Und der Wunsch nach Farbe.
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Ich reagiere stark auf jede Form von Druck. Auch auf solchen, den ich mir selbst mache. Ich kann mir selbst gegenüber Trotz entwickeln und mich dann komplett ausbremsen. Den Willen, Dinge geregelt zu bekommen, muss ich sorgfältig mit diesem inneren Bremser ausbalancieren. Zu viel Wille macht mich langsam und meistens auch unfroh, zu wenig Wille nimmt mir das Gefühl der Selbstwirksamkeit, macht mich ineffektiv, langsam und unfroh.
Irgendwo zwischen zu viel und zu wenig Wille liegt ein Punkt wohltuender Tätigkeit, den ich immer wieder neu finden und halten muss.
Ich schreibe das, weil ich in den letzten Tagen etwas unfroh in der Gegend herumgelaufen bin. Dabei habe ich durchaus Dinge geregelt bekommen und wie die Meister aller Zen-Klassen schon immer rieten: Wenn Du unfroh bist, dann machst Du eben unfrohen Zen (≠2). Oder regelst unfroh und langsam Dinge.
Konkret: Mit dem Abschluss der Innendämmung war zunächst viel innerer Druck von mir abgefallen. Ich erlebte das wie eine Befreiung und ein paar Tage konnte ich mich gut anderen, vernachlässigten und zumeist kreativeren Dingen zuwenden. Das hielt, wenig verwunderlich, auch während des Urlaubs an. Erst danach musste ich mich wieder vermeintlichen Notwendigkeiten stellen, dem Um- und Ausbau des zukünftigen Werkstattwagens. Und bin dabei etwas zur unfrohen Seite hin aus der Balance geraten. Es gab also einen langsamen und unfrohen Wagenausbau in den letzten Tagen, das kann so stehen bleiben, ist jetzt aber erstmal genug. Ende mit unfroh.
Bedeutet: ich wende mich in den nächsten Tagen von allen eingebildeten Notwendigkeiten ab und den sinnfreien Tätigkeiten zu. Ich bin am besten und frohesten im sinnfreien Tun. Okay, vielleicht werde ich etwas aufräumen, eine Tätigkeit, die perfekt zwischen notwendig und sinnfrei liegt. Aber damit muss auch gut sein!
Und jetzt alle: Froh zu sein bedarf es wenig …
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Das geschrieben und weniger als eine Stunde später eine kleine Dachaktion auf dem Gemeinschaftsdach vorgeschlagen und direkt umgesetzt. Ja, ich musste nicht einmal überredet werden, ich habe die Aktion vorgeschlagen. Bin noch unsicher, in welche Unterkategorie von „sinnfrei“ ich das einsortieren soll.
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Kaum vom Dach entdecke ich im Postfach einen Brief vom Nachlassgericht, der Erbschein ist da. Jetzt ist der Weg für den Verkauf der geerbten Wohnung frei. Andere würden sich freuen, ich sehe gerade nur viele Notwendigkeiten auf mich zukommen, für die ich jedes bisschen Restwille zusammenkratzen muss. Unfrohe Zeiten voraus. Ich missbillige das!