Ihr müsst jetzt einen Moment sehr stark sein. Ich habe ein Geständnis zu machen. Putten sind mir egal!
Und ja, da hängen etliche an der Rückwand meines Wagens, fast könnte man denken, ich sammle sie. Aber das sieht nur so aus, sie sind mir zugelaufen, auf verschiedensten Wegen. Wohl vor allem, weil ich irgendwann – vor Jahren, als Geld noch in D-Mark gerechnet wurde – einmal eine für kleinstes Geld aus der Ramschwaren-Abteilung des örtlichen Kaufhauses mitbrachte und neben meinem Bett platzierte (es ist die mittig im Bild und sie ist immer noch da). Das geschah aus vollkommen anderen Gründen, als einer Affinität zu Putten, die gerne als Symbol der Unschuld und der Reinheit interpretiert werden. Auch Unschuld und Reinheit sind mir egal. Nur gut, dass sie auch mal für Liebe, Lebensfreude und Fröhlichkeit stehen können, alles Seinszustände, in denen mensch sein wollen könnte, gerade auch bettnah.
Warum ich die Putte mochte, war ihre Ambivalenz der zugeschriebenen Unschuld gegenüber. Ich finde, meine Putte hat völlig un-unschuldige erotische Qualitäten. Wie eines dieser Vexierbilder, die in Abhängigkeit der eigenen An-Sicht, entweder einen Hasen oder eine Ente zeigen, ist sie entweder unschuldig oder erotisch. Meine Putte fügt dem Phänomen aber auch noch seine Negation hinzu. Wer die Erotik sucht, wird sie kaum finden, ebenso ist die Unschuld weg, wenn wir sie suchen.
Weniger verkopfte Menschen sahen eine Putte und steckten mir eine aus Plastik als Dekoration auf den Geburtstagskuchen. Andere orientierten sich daran, guck‘ mal, ich hab‘ da was, Du magst die doch … . So ging das los. Mein Beitrag zur Sammlung bestand darin, niemals eine Putte weggeworfen zu haben, wenn sie mir begegnete. Und was ich nicht wissen konnte, Putten neigen zur Schwarmbildung.