Dieser Artikel wird noch ausgebaut. Was es schon gibt:
[…]
<O>
Zu diesen Bildern gibt es eine Geschichte, die Ihr mit etwas Pech auch in der Zeitung hättet lesen können. Jahre später habe ich sie einmal in einer Email erzählt.
28.07.09, Betreff: RE Dies und das
Hi F²,
[…]
Du fragst nach meinen Erfahrungen mit dem Bergwandern. Nun, fast keine aber Lust drauf. 1998 war ich mit einer Gruppe von Bekannten und weniger bekannten Menschen in Spanien (Salou, ich müsste auf der Karte nachschauen, wie die Gebirgskette hieß, die sich wenige Kilometer landeinwärts erhob). [Dort] kam ich zu meiner ersten Bergwanderung, die mir ausgesprochenen Spaß machte und auch einige Passagen enthielt, wo wir nicht nur wanderten, sondern an eingeschlagenen Eisen kletterten, wie man das auf einer Leiter tut. Seitdem habe ich Bergwandern auf der Liste potentiell lohnender Aktivitäten.
Im Jahr darauf wollten wir in weniger fachkundiger Zusammensetzung das Vergnügen „freestyle“ wiederholen und sind aufs Geradewohl in die Landschaft gefahren. In einem Anfall von Übermut und mangels vernünftiger Wege beschlossen wir in einem trockenen Bachbett „etwas aufzusteigen“. Nach einiger Zeit kamen wir an eine Stufe im mittlerweile tief eingegrabenen Bachbett, wo ein Wasserfall sein musste, wenn der Bach Wasser führte. Diese Stufe lies sich mit wenig Aufwand überwinden, wenn wir auch etwas klettern mussten. Bald kam eine zweite gleichartige Stufe, diesmal hatten wohlmeinende Menschen ein Seil hängen lassen, mit dessen Hilfe die schwierigsten Stellen zu bewältigen waren. Die Mutigsten probierten sich aus, die weniger Mutigen sahen, dass es ging und folgten. Neun Leute, zum Teil in Straßenschuhen und mit lustig schlenkernden Umhängetaschen, überwanden also auch diese Stufe, unausgesprochen wissend, dass sie diese Stufe nicht abwärts klettern könnten. Ahnst Du es schon? Natürlich kam die nächste Stufe und sie war steiler als die beiden vorangegangenen. Wir saßen in einem tiefen Hohlweg fest, vor und hinter uns jeweils ein trockener Wasserfall. Es war eine dieser Situationen, von der du in der Zeitung liest und dich fragst, wie neun – so viele, denkst du kurz – normalerweise vernünftige Menschen in so etwas hineingeraten und dir sicher bist, dir selbst würde so etwas niemals geschehen.
Irgendwann begannen wir die steilen und hohen Seitenwände des Hohlweges hinauf zu klettern, von allen Möglichkeiten diejenige, die uns am aussichtsreichsten erschien. Dass an diesem Tag nichts geschah und wir nach einiger Anstrengung auf einen Weg zurück fanden, ist einfach nur unserem Glück zu verdanken. Einmal rutschte einer von uns eine Strecke von fünf oder sechs Metern ab und wurde nur durch einen einzel stehenden Baum aufgehalten. Ein anderes Mal mussten wir eng mit dem Rücken an die Bergwand gepresst eine Stelle passieren, an der es fünf Zentimeter vor unsern Fußspitzen (gefühlte zweieinhalb) einfach nur bergab-bergab-bergab ging. Zwei Schritte seitwärts nur, aber nach dem ersten hatte ich einen leisen Anflug von Panik, den ich unterdrücken konnte, weil es nur zwei Schritte waren und keine drei oder vier. Eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen möchte. Seitdem habe ich Bergwandern auch in der Liste der Aktivitäten, auf die man sich gefälligst vernünftig vorbereitet.
Konkret, solltest Du demnächst einen Wanderkameraden suchen lohnt die Anfrage. Meine Wanderschuhe habe ich mehrere Jahre nicht mehr getragen und sie haben das Geld, das sie kosteten noch lange nicht „wiedereingewandert“. Ob die Alpen oder der Jakobsweg ist zweitrangig. Vermutlich werden Zeit und Geld die wichtigere Rolle bei der Entscheidung spielen.
[…]
Genug für heute,
Fühl Dich zur Semi-Spontantät ermutigt,
Liebe Grüße
G.
to be continued