Als Don Quichotte in seinen idealistischen Wahn zurückfällt.
Das ist eine Premiere: heute gezeichnet und heute veröffentlicht. Dafür, dass ich viele Jahre keinen Bleistift mehr in der Hand hatte, ist das recht gut gelungen. Doch, finde ich schon!
Wer sich dafür interessiert, was das für eine Szene ist, kann bei 24948 nachschauen. LTLYM erklärt sich bei 24924.
Der Vollständigkeit wegen noch die Aufgabenbeschreibung:
LTLYM, Aufgabe #32
Zeichne eine Szene aus einem Film, der dich zum Weinen gebracht hat.
Leihe einen Film aus, der dich zum Weinen gebracht hat. Spule zu der Stelle vor, die dich besonders berührt hat, und pausiere den Film. Zeichne nun dieses Standbild so genau wie möglich. Zeichne auch den Fernseher sowie den Tisch oder die Fläche, auf der der Fernseher steht. Füge keine weiteren Details des Raumes hinzu; das gesamte Bild soll in der Mitte eines ansonsten leeren Blattes schweben. Zeichne alles möglichst realistisch – vermeide eine interpretative Darstellung. Verwende keinen Computer für die Zeichnung.
Dokumentation:
Scanne oder fotografiere deine Zeichnung. Stelle sicher, dass das Bild klar und scharf ist. Gib der Zeichnung einen Titel, z. B. „Als Tom Hanks die Delfine in ‚Castaway‘ sieht“. Schreibe den Titel nicht auf die Zeichnung, sondern gib ihn separat in einer E-Mail oder auf einem Extrablatt an.
Ihr seht den Versuch, meiner Depression ein Gesicht zu geben, bei dem ich aus keinem erinnerten Grund auf einen goldenen Marabu gekommen bin. Ich habe zu diesen Vögeln keinerlei Bezug.
Bis sich vor etwa zwei Jahren in den Papieren meiner Mutter ein Brief findet, den ich als Neunjähriger aus dem Zeltlager schrieb. Und im Rahmen der Erinnerungen an dieses Zeltlager tauchte dann auch ein „Böser Marabu“ auf, eine Gestalt, vergleichbar mit dem Schwarzen Mann, der des Nachts kommt, um kindliches Missverhalten zu bestrafen.
Keine weitere Deutung, macht daraus, was Ihr wollt.
Manchmal nehme ich Themen oder Ideen immer wieder auf.
So wie hier in den Jahren 1993, 1996 und 2003.
Zugegebenermaßen ist die Ausführung 2003 mit transparenten Fensterfarben nur ein schwaches Echo der 1993 ursprünglich geplanten Bleiglasvariante. Den Kindern war’s vermutlich egal.
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Und noch etwas für die Freunde unnützen Wissens.
Im Moment werden wir von Marvel auf „Die fantastischen 4“ heiß gemacht, eine Superheldengruppierung, von denen nerdige Erklärbären schon in meiner Jugend behaupteten, dass sie nur deshalb als Comic so erfolgreich wurden, weil ihre Kräfte an die vier Elemente angelehnt sind.
Reed Richards hat die Fähigkeit, seinen Körper elastisch zu dehnen und zu formen wie Wasser. Seine Ehefrau Susan kann sich unsichtbar machen wie Luft. Deren Bruder Johnny kann sich selbst entzünden, Feuer, und Reeds bester Freund Ben hat eine steinartige Haut, die für das Element Erde stehen kann.
Ob die Referenz zu den vier Elementen allein den Erfolg ausmacht, sei dahingestellt, aber sie passt. Und weil sie das tut, habe ich mir das jetzt mindestens 40 Jahre gemerkt, ohne in der Zwischenzeit auch nur einmal mit irgendjemanden darüber gesprochen zu haben. Das finde ich – wenn auch aus unklaren Gründen – bemerkenswert.
Dass es zu allen Aufgaben von LTLYM detaillierte Anweisungen gibt, habe ich schon erwähnt. Und auf der Projektseite sind zu jeder Aufgabe viele Beispiele zu finden, so auch zu dieser Aufgabe.
Aufgabe 28: Bearbeite eine Albumseite. • Oma Johanna in den Alpen
Was Ihr hier seht, ist das Ergebnis dieser Anweisungen mit einer einzigen Abwandlung: sowohl die Albumseite als auch Karton und Schere waren digital. Das Ergebnis überzeugt mich an keiner Stelle, muss es aber auch nicht. Ich sehe das mehr wie einen schlecht versteckten Geocache, die Aufgabe ist erfüllt, fertig.
Die ausführlichen Anweisungen zu Aufgabe 28: Eine Fotoalbumseite bearbeiten. Sehen Sie sich das Fotoalbum eines Freundes oder Verwandten an. Wählen Sie eine einzelne Seite aus, die Details enthält, die Sie interessant finden. Nehmen Sie ein Stück farbiges Papier, das über die gesamte Albumseite passt, und schneiden Sie ein bis zehn Löcher in das Papier, die Details der Bilder zeigen. Diese Details können Körperteile von Menschen, ihre Haustiere, ein Kuchen, ein Poster oder alles andere sein, was Sie visuell faszinierend finden. Diese Löcher sollten klein sein und nur die Details isolieren, und die Löcher sollten die Form des Objekts haben, das Sie isolieren (kuchenförmiges Loch, winziges Loch, das nur den Kopf einer Person isoliert usw.). Geben Sie Ihrer Seite einen Titel, der den Namen der Person enthält, deren Fotoalbum Sie verwendet haben. Zum Beispiel „Erikas Reise nach Florida“ oder „Dave und sein Hund Walter am Strand“.
Aufgabe 50: Mache einen Schnappschuss unter deinem Bett.
Aufgabe 67: Repariere etwas.
Seid Ihr jetzt etwas verwirrt? Wollt Ihr eigentlich gar nicht so viel lesen? Dann geht doch einfach weiter.
Andererseits, wenn Ihr wirklich etwas über mich erfahren wollt, dann solltet Ihr den Aufwand nicht scheuen und einen Blick mehr riskieren. Denn Sachen wie die beschriebene Aktion sind genau das Zeug, das mich fasziniert. Die Präsentationen davon anschauen, ja, unbedingt. Selbst mitmachen? Vermutlich bin ich für manche der Aufgaben zu zurückhaltend. Aber zwischen „Kann ich!“ und „Niemals!“ gibt es ein spannendes Mittelfeld, das überdacht werden will. Seht selbst.
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Learning To Love You More, was sich zunächst wie der Name eines Beziehungsratgebers anhört, ist eine von Miranda July und Harrel Fletcher initierte (Kunst-)Aktion. Sehr frei übersetzt wird die Aktion auf ihrer Website wie folgt beschrieben:
Learning to Love You More ist sowohl eine Website als auch eine Reihe von musealen Präsentationen, die aus Arbeiten von Menschen bestehen, die im Rahmen der Aufträge durch die Künstlerinnen entstanden sind. Yuri Ono hat die Website entworfen und verwaltet.
Die Teilnehmer*innen wählten einen Auftrag, erfüllten ihn, indem sie den einfachen, aber spezifischen Anweisungen folgten, schickten den erforderlichen Bericht (Fotografie, Text, Video usw.) ein und ihre Arbeit wurde online veröffentlicht. Ähnlich wie ein Rezept, eine Meditationsübung oder ein bekanntes Lied sollte die vorschreibende Natur dieser Aufgaben die Menschen zu ihren eigenen Erfahrungen führen.
Da Learning To Love You More auch eine sich ständig verändernde Reihe von Ausstellungen, Vorführungen und Radiosendungen war, die auf der ganzen Welt präsentiert wurden, war die Dokumentation der TeilnehmerInnen auch ihre Einreichung für eine mögliche Aufnahme in eine dieser Präsentationen. Präsentationen fanden an Orten wie dem Whitney Museum in NYC, dem Rhodes College in Memphis, TN, der Aurora Picture Show in Houston, TX, dem Seattle Art Museum in Seattle, WA, dem Wattis Institute in San Francisco CA und anderen statt.
Von 2002 bis zu seinem Abschluss im Jahr 2009 nahmen über 8000 Menschen an dem Projekt teil.
Die gestellten Aufgaben (auf die wir zurückkommen werden):
Mache ein Kinderoutfit in Erwachsenengröße.
Mache eine Feldaufnahme in deiner Nachbarschaft.
Mache einen Dokumentarfilm über ein kleines Kind.
Beginne eine Vorlesungsreihe.
Stelle einen Gegenstand aus der Vergangenheit von jemandem nach.
Mache ein Poster von Schatten.
Stelle 3 Minuten eines Fresh Air-Interviews nach.
Kuratiere eine Retrospektive eines Künstlers an einem öffentlichen Ort.
Zeichne ein Sternbild aus den Sommersprossen von jemandem.
Mache einen Flyer von deinem Tag.
Fotografiere eine Narbe und schreibe darüber.
Bekomme ein temporäres Tattoo eines der Nachbarn von Morgan Rozacky.
Stelle den Moment nach einem Verbrechen nach.
Schreibe deine Lebensgeschichte in weniger als einem Tag.
Hänge ein Windspiel an einen Baum auf einem Parkplatz.
Mache eine Papierreplik deines Bettes.
Nimm deine eigene geführte Meditation auf.
Stelle ein Poster nach, das du als Teenager hattest.
Illustriere eine Szene oder stelle einen Gegenstand aus Paul Arensmeyers Lebensgeschichte her.
Mache ein Familienporträt von zwei Familien.
Bildhauere eine Büste von Steve.
Stelle eine Szene aus Laura Larks Lebensgeschichte nach.
Stelle diesen Schnappschuss nach.
Mache ein Cover des Songs „Don’t Dream It’s Over“.
Klettere auf die Spitze eines Baumes und mache ein Foto von der Aussicht.
Verabschiede dich.
Zu jeder der Aufgaben gibt es ausführlichere Erläuterungen, die manchmal die Aufgabe erleichtern und manchmal erschweren. Für den ersten Eindruck, den ich Euch hier vermitteln will, sind sie nicht wichtig. Aber für die Aufgaben 21 und 23 braucht Ihr jeweils ein Foto. Hier sind sie:
Ich find‘ das spannend.