24911 – Gespräche mit der Fee (2)

Heute war die regelmässige Kontrolluntersuchung des Aortenaneurysmas.

Eigentlich wollte ich ja mal wieder was Launiges mit der Fee schreiben, gebt es endlich zu, Ihr fandet die auch gut! Für diesen Zweck habe ich im Vorfeld etwas Statistik zu Aneurysmen aus dem Internet zusammengesucht. Operationsrisiken eingehen oder vermeiden ist Abwägungssache, dafür zieht mensch im günstigsten Fall Daten zurate. Ich hätte diese Daten mit der Fee diskutiert.

Zeigt sich: guter Plan, mit dem Aneurysma ist alles okay, es ist nicht gewachsen. Das ist das Beste, was sich von einem Aneurysma erwarten lässt.

Aber „heute ist Herzklappentag“, wie die ausführende Ultraschall-Fachkraft dem umstehenden studentischen Publikum mitteilt, zu mir, mehr Infos gäbe es im Arztgespräch. Kurz darauf, ich sitze schon wieder im Wartebereich, ruft die Pflegerin – eine sehr junge Frau, vielleicht noch Schülerin – mich nochmals auf, dann einen zweiten Namen. Ich halte das für einen Versprecher, folge ihr trotzdem, erreiche sie in der Tür zum Behandlungszimmer, sie wirkt verwirrt, als sie mich sieht, ja, ein Versehen. Na, denke ich mir, jetzt wüsste ich schon gerne, was Du gehört hast, dass mein Name Dir noch im Kopf herum ging, als eigentlich anderes drin sein sollte.

Das Arztgespräch löst dann auf, die …

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Schplong, vor mir sitzt die Fee, Ihr erinnert Euch, dreißig Zentimeter personifizierter Redefluss, und beginnt sofort. Was für ein Abfuck, sie hätte nur ganz freibleibend …, und ob ich im letzten Gespräch (1) nicht zugehört hätte, das sei alles nicht mehr zurückzunehmen, sie träfe da nur sehr bedingt die Schuld und wenn ich nicht immer so blöde im Universum herumwünschen würde, wäre ihr Job um einiges leichter.

Mach mal langsam, grätsche ich gedanklich dazwischen (ich muss nichts sagen, sie liest meine Gedanken), bis gerade eben warst Du nur ein Mittel, um die Nummer hier etwas aufzulockern, jetzt sitzt Du auf meinem Schreibtisch und verbreitest Hektik, kann ich gerade echt nicht gebrauchen.

Ach, kannste nicht gebrauchen, sagt sie, so wie Du auch die Schmerzen nicht gebrauchen kannst, wenn Dein Aneurysma platzt, Mann, das war der Deal, zwei Tage Schmerzen maximal, keinerlei würdeloses Dahinsiechen, und die paar lächerlichen Jährchen weniger, die Du … . Stop, denke ich. Sie stoppt. Leider nur kurz, also Deine Angst vor den Schmerzen, ich dachte, ich frag‘ mal nach, ganz unverbindlich, und sie betont unverbindlich sehr, fast schon in Großbuchstaben, also ich frag mal nach, ob’s nicht was gäbe ohne Schmerzen… . Stop, denke ich, diesmal stoppt sie wirklich.

Sie stoppt wirklich, liest das Fragezeichen in meinem Kopf und den stillen Wunsch, sie möge etwas strukturierter … , klar kann ich, unterbricht sie, ich bin ja schließlich Deine Fee, Du könntest mich zum Nashorn machen und … . Arschloch, sagt sie, mehr nicht, als sie fünf Minuten später wieder als Fee vor mir sitzt.

Oder fast, sie trägt jetzt ein Kostüm, Brille, Tablet und gibt sich verschnupft und geschäftsmäßig zugleich. Alles nicht meine Idee, aber ich lasse sie. Sie ist sehr strukturiert und sehr langweilig.  Ich kürze ab, es gab ein Mißverständnis in der Abteilung für verhandelte Sterbefälle, ihre unverbindliche Anfrage, ob ich nicht auch schmerzfrei sterben könnte, wurde als Antrag aufgefasst, bepreist, bewilligt und eingeleitet. Natürlich gäbe es einen Preis, natürlich, denke ich, es gibt immer einen Preis. Erstens, die Sache sei nicht sicher, mehr so die Eröffnung einer Möglichkeit. Wenn die Möglichkeit nicht eintritt, wird es eben doch blöd. Und zweitens kostet mich die Nummer ein paar weitere Lebensjahre, der schmerzfreie Tod läge deutlich vor dem schmerzhaften.

Während dem Gespräch hat sie sich Stück für Stück wieder in die Fee zurückverwandelt, die mir spontan erscheint. Ich mag sie sehr, so. Wir vertragen uns wieder. Ach ja, sagt sie beim Gehen, sie habe Widerspruch eingelegt, aber über den sei noch nicht entschieden. Immer für eine Überraschung gut, die Gute.

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Zurück zum Arztgepräch, in dessen Verlauf ich die Sache mit dem Widerspruch verstehe. Es ist noch nichts entschieden, da hat die Fachabteilung ein spezielles CT zu bewerten und eine minimalinvasive OP müsste als sinnvoll erscheinen und gelingen. Dann wäre ich mit dem Universum wieder beim alten Deal.

Der Klartext im Arztgespräch:

  • Meine Herzklappenverengung hat sich von mittel- zu hochgradig entwickelt.
  • Einer von drei Patienten stirbt im Jahr nach dieser Diagnose (konnte die Aussage bisher nirgends verifizieren).
  • Empfohlen wird die große, von mir abgelehnte Herz-OP, bei der das vom Aneurysma betroffene Stück Aorta gemeinsam mit der Herzklappe ersetzt wird.
  • Ich lehne die OP weiterhin ab.
  • Die Herzklappe könnte eventuell minimalinvasiv durch die Leiste ersetzt werden. Dabei ist vorher zu prüfen, ob das Gewebe um die Herzklappe vom Aneurysma unbeschadet ist.
  • Diese Prüfung ist ein CT und wird zeitnah stattfinden.
  • Danach ist zu entscheiden, ob

– ich mich operieren lasse (falls möglich),
– doch der großen OP zustimme (falls nicht möglich) oder
– unbehandelt weiterlebe.

  • Unbehandelt führt eine hochgradige Aortenklappenstenose langfristig zu einer Herzinsuffizienz. Das Herz ist überlastet und kann nicht mehr ausreichend Blut pumpen. Dies äußert sich in:

– Atemnot
– Ödeme
– Müdigkeit und Schwäche
– Plötzlicher Herztod
– Schlaganfall

  • Der plötzliche Herztod ist die wünschenswerte und schmerzfreie Variante.
  • Der Schlaganfall macht wieder alle Möglichkeiten für einen würdelosen Abgang auf.

Im Moment wünsche ich mir sehr, dass der minimalinvasive Eingriff vorgenommen werden kann.




Wer sich noch immer für die Zitate zu den Risiken eines Aortenaneurysmas interessiert – und das dürfte für die meisten von Euch wirklich uninteressant sein – darf hier 24911 – Gespräche mit der Fee (2) weiterlesen

24908

Zeit, die letzte Woche mal kurz zusammenzufassen. Das bestimmende Thema war der Tod meiner Mutter und die damit einhergehende Verpflichtung, die Bestattung zu organisieren. Weil ich gerne weiß, was ich tue, habe ich mir als erstes mehrere Bücher zum Thema aus der Bibliothek geholt und zumindest eines davon  auch komplett gelesen. Gelernt habe ich daraus, dass die Bestattungsbranche einen sehr schlechten Ruf hat, zurecht.

Kurz, es gab in der Folge eine Emailkorrespondenz mit dem Bestatter, manches musste ich nachfragen, einiges war nachzubessern, aber am Ende steht ein Kostenvoranschlag, von dem ich glaube, dass er günstig ist. Und, vielleicht als stille Anerkennung der im Ton freundlichen Verhandlung, der Vorschlag des Bestatters, einen anderen als den Höchster Friedhof zu wählen, was eine Ersparnis an Friedhofsgebühren im vierstelligen Bereich möglich macht. Auf der praktischen Ebene, also der, wo mensch aus Sachzwängen heraus im Regen mit dem Fahrrad unterwegs ist, musste ich das Bargeld für die Bestattung einsammeln und zur Bank bringen. Heute den Betrag dann überwiesen. „Der Auftrag gilt mit der Zahlung als erteilt.“ Bedeutet für mich: ab heute gilt die Bestattung als bewältigt.

Nicht alles war schwer diese Woche, einen Tag hatte ich Gesellschaft auf der Baustelle, einen Nachmittag durfte ich komplett mit Freund J. verplaudern und gestern gab es einen ausgedehnten Stadtgang mit A., der auf angenehmste Weise entlastend, vielleicht sogar entspannend war. Ich will das alles hier würdigen. Ich muss mich nicht verlassen fühlen.

Ich schließe die Woche im Café Nachtlicht ab, Thekendienst im Ehrenamt. Auch hier bin ich unter Menschen, das kann ich gerade recht gut gebrauchen.

24882 – Grumpy old man

Heute der Krebsnachsorgetermin beim Urologen, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich hier jemand für den Zustand meiner Prostata interessiert: alles fein damit. Und weil wir gerade bei all den guten Nachrichten sind, auch der Enddarm hat keinerlei langfristige Strahlenschäden abbekommen. Weil die Bestrahlung jetzt grob zwei Jahre her ist, gibt es ab nun nur noch halbjährliche Nachsorgetermine. Gefühlt bin ich mit dem Krebsthema durch.

Insgesamt wäre dieser Termin wenig erwähnswert, wenn es nicht eine der Sprechstundenhilfen geschafft hätte, mich aus der Ruhe meiner Trübsal zu reißen. Sie ruft mich auf, wir sind schon auf dem Weg zum Besprechungszimmer, ach ja, ich solle am besten nochmal zur Toilette, damit die Blase leer sei. Ich lehne dankend ab, mit dem Hinweis, ich hätte ja erst vor einer Viertelstunde die Harnprobe abgegeben. Ja, schon, aber … . Ich gebe den Hinweis, dass ich schon 68 Jahre in diesem Körper lebe, ihn mittlerweile in seinen Grundfunktionen halbwegs einschätzen kann und …, und ja, ich war zwei Millimeter davor pinkeln zu gehen, also nicht-pinkeln zu gehen, nur um Ruhe zu haben. Dann dachte ich kurz daran, wie albern das wäre, sah mich meinen Penis aus- und unverrichteter Dinge wieder einpacken, nur weil eine junge Frau mir nicht zutraut, meinen Harndrang vernünftig einzuschätzen. Keine gute Vorstellung. Mit einigen unfreundlichen Worten gebe ich zu verstehen, dass ich nicht zur Toilette gehen würde und ließ sie stehen, um mich im Wartebereich dorthin zu setzen, wo ich im weiteren Verlauf dann ins Besprechungszimmer geleitet würde.

Sitzenderweise konnte ich mich dann etwas beruhigen und wenig später bei der jungen Frau auch ob meines Tones entschuldigen, allerdings sei ich in der Sache sicher und würde dem Arzt gegenüber die volle Verantwortung für den Füllstand meiner Blase übernehmen. Sie, soviel sei deutlich, hätte mich ausreichend belehrt.

Dem Arzt selbst war der Resturin in meiner Blase erstmal egal, aber auf meine Nachfrage hin meinte er, – ich liebe es, recht zu haben – dass alles okay sei, restmengenmäßig.

Abgang durch die Mitte, erhobenen Hauptes und mit dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.

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Ach ja, vielleich gibt es ja neue Mitlesende, die sich tatsächlich für meine Erfahrungen mit Prostatakrebs und der Strahlenbehandlung interessieren. Insgesamt gibt es drei Artikel (1, 2, 3) und verschiedene Erwähnungen in den Monatsüberblicken dazu.

24871 bis 24877 – Ein Ort zum Schreiben

Der Beitrag fasst sieben ursprünglich getrennt und tagesgenau veröffentlichte Artikel zusammen. Damit schließe ich an die Gewohnheit an, meine Reiseberichte am Stück – oder doch wenigstens wochen- bzw. abschnittsweise zusammengefasst – zu präsentieren. Hier nun der Aufenthalt in Hummelfeld/Fellhorst.

24871 – Hummelfeld/Fellhorst

Gestern abend habe ich recht willkürlich bei meiner Ankunft in Rendsburg abgebrochen, weil ich den Hummelfeldbeitrag geschlossen halten möchte. Nachdem E. mich also vom Bus abgeholt hat, fahren wir zurück nach Hummelfeld, wo F. und R. mich begrüßen. Sie haben mit dem Abendessen gewartet und wir kommen gut ins Gespräch, lachen viel und sind ganz allgemein guter Dinge. Der Abend zieht sich angenehm in die Länge., erst gegen halb zwölf richten wir noch kurz meine Bleibe für die nächsten Tage her. Die Familie geht in die jeweiligen Betten während ich mich einrichte und den Tag verblogge.

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Hummelfeld ist nicht wirklich eine No.1-Destination, und ungefähr so groß und aufregend, wie der Name es nahelegt, aber für meinen Zweck genau richtig. Ich besuche dort F&E und Sohn R., wir haben mehrere Jahre in meinem Wohnprojekt zusammengewohnt und sind vertraut genug miteinander, um auch mal sensible Beziehungsprobleme auf den Küchentisch zu legen. Denn darum wird es gehen, vermutlich nicht im Einbahnstraßen-Modus.

Neben der Möglichkeit, meine Liebes- und Leidensgeschichte zum wiederholten Male vorzutragen, gibt es in Hummelfeld auch das oben bereits erwähnte Gästezimmer, das ich intensiv nutzen möchte. Ich will schreiben. Aufschreiben. Will meine Version dessen aufschreiben, was T. und mir geschehen ist. Der Text wird lange und nur für mich sein. Zuviel muss hinein, neben der Kränkung und Enttäuschung auch die Wut darüber. Möglicherweise wird das etwas künstlich (ich bin gespannt), denn ich bin schon im Verstehens- und Entschuldigungsmodus und finde das verfrüht.

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Am Morgen erwache ich und bin im Text, ich möchte soweit es geht chronologisch vorgehen, die Vorgeschichte, soweit sie hier im Blog erscheint, ist schon zitiert und wartet darauf kommentiert zu werden. Es ist wie mit dem Werbeslogan für Beton aus den 80ern: „Es kommt drauf an, was man draus macht!“

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Ich komme gut voran. Gegen zwölf habe ich einen Einschnitt im Text, der es erlaubt in die Küche zu gehen und zu schauen, was F. so macht. In der Folge reden wir viel; vor, während und nach dem riesigen Lebensmitteleinkauf, den wir quasi nebenher erledigen. Dabei sind wir keineswegs nur bei den schwierigen Dingen, vieles aus unserer gemeinsamen Vergangenheit kommt gesprächsweise nochmal vorbei, es ist schön und angenehm vertraut. Ab drei sitzen wir beide wieder an unseren jeweiligen Aufgaben.

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Fünf Stunden später beginne ich Gemüse zu schnippeln, später wird das zu einer asiatischen Gemüsepfanne. Es ist das einzige Gericht aus meiner kalorienarmen Küche, das ich sicher beherrsche. Gegen zehn essen wir gemeinsam, ab elf sitze ich mit E. alleine am Küchentisch und wir reden so lange, dass ich zum ersten Mal verpasse, den Blog noch vor zwölf einzustellen. Gut so.

24872 – Down Memory Lane

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Schreiben – Waldspaziergang – Schreiben – Abendessen – Erinnern

24873 – Weihnachtsmarkt und Schreibstube

Ich bin früh wach und stehe auf, beginne zu schreiben. Gegen 10 Uhr frühstücken wir zusammen und ab zwölf sind wir nach Schleswig unterwegs um einen Weihnachtsmarkt zu besuchen, der im Schleswiger Dom stattfindet.

Eine sehr angenehme Veranstaltung, nicht überlaufen, bei den Verkaufsständen jeweils nur ein Anbieter für ein Sortiment, was die Veranstaltung sehr übersichtlich macht. Gegen drei sind wir wieder zu Hause.

Ich koche mir einen Kaffee und setze mich ans Tablett. Noch vorm Abendessen habe ich einen wesentlichen Einschnitt im Text erreicht. Es ist jetzt (fast) alles, was ich aus unserer vergangenen Beziehung weiß, erinnere oder im Blog und Tagebuch notiert habe, in einem halbwegs fließenden Text vereint.

Die Zeit von sieben bis zehn vergeht mit kochen, essen und Gespräch.

24874 – [„…!“]

Ich bin früh wach und stehe auf, beginne zu schreiben. Ab zehn frühstücken wir zusammen und ab zwölf …, ja, so ging das gestern auch los.

Heute wird ab zwölf wieder geschrieben, aber anders, als an den Tagen davor. Die zurückliegenden drei Schreibtage waren so etwas wie eine Schreibübung. Ich wollte wissen, ob ich regelmäßig und zielorientiert auch einen längeren Text schreiben kann. Konnte ich.

Na ja, fast. Etwas fehlte, die Emotionen. An denen bin ich jetzt. Wer jemals drei bis sieben Selbst- oder Lebenshilfebücher gelesen hat, kennt den Rat, einen niemals abzuschickenden Brief an den jeweiligen Konfliktpartner zu schreiben. Mache ich gerade. Nicht mit Überlegung, sondern mit Geschwindigkeit, einfach erstmal in die Tastatur gerotzt. Klappt erstaunlich gut und ist trotz des Mangels an erkennbarer Struktur immer noch erstaunlich lesbar.

Dennoch kratze ich nur an der Oberfläche, solange ich mich an einem „Konfliktpartner“ abarbeite. Ich beende den Brief mit dem Vorsatz, morgen zu kratzen bis der Lack ab ist.

Mit der früh einsetzenden Dunkelheit starten wir nach Luisenlund zu einem weiteren Weihnachtsmarkt. Auch dieser klein und mit wenigen ausgesuchten Ständen. Ich suche handgestrickte Wollsocken, finde auch einen passenden und preisgünstigen Stand, leider ist meine Größe schon ausverkauft. Später bekomme ich gegen das Aufsagen eines Weihnachtsgedichtes (strenggenommen eines Gebetsdreizeilers, man kann nur geben, was man hat) eine Mandarine vom Weihnachtsmann geschenkt (und man nimmt, was man kriegt). Kleine Erlebnisse.

Nebenbei machen wir ein paar Fotos von mir, jeweils mit F. und E., die gerade die Bilder für das Foto-Jahrbuch der Familie zusammenstellt. Aus einem von vor elf Jahren habt Ihr ja schon einen Eindruck erhalten. Und dann findet mensch in zehn Jahren vielleicht eines dieser heute gemachten Bilder und denkt, ach guck‘, der g., der war damals da, mit uns.

Abendessen mit Gemüsepfanne, anschließend ziehen wir uns alle nochmal in die jeweiligen Gehäuse vor die Geräte zurück. Mich überkommt eine große Müdigkeit und ich lege mich „kurz“ auf’s Bett.

Wieder wach verblogge ich den Tag für Euch. Und nochmal zu E. für den Rest des Abends. Gutes Gespräch.

24875 – Gehen Sie weiter, …

Anders als an den beiden Tagen zuvor schlafe ich lange und gut. Es wird elf, bis ich vor meinem Kaffee sitze und eins, bis ein paar Reiswaffeln gefrühstückt und nebenbei die Rückfahrt organisiert ist. Die Bahn hat mit ihrem Angebot Flixbus bei Preis und Zeitaufwand geschlagen. Jetzt bin ich sehr gespannt, wie das mit den Anschlüssen klappen wird, meine letzten Bahnerfahrungen im Regionalverkehr waren an dieser Stelle eher schwierig.

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Meiner markigen Ankündigung, zu „kratzen bis der Lack ab ist“, kann ich nicht gerecht werden. Wenn ich freundlich mit mir sein will, ist mein Geschriebenes eine halbwegs zutreffende Beschreibung inneren Erlebens, aber …

[Sorry Leute, hab‘ gerade einen ganzen Teil herausgenommen, der mir innerhalb der dreißig Minuten, die er online war, irgendwie seltsam vorgekommen ist.]

Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

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Ich bin zufrieden mit dem, was ich hier in Hummelfeld für mich erreicht habe. Vielleicht etwas übertrieben, vielleicht an manchen Tagen unnötig redudant, hat sich – hoffentlich – die emotionale Selbstbespiegelung insofern gelohnt, als ich sie zuhause nicht nochmals, und nochmals, und nochmals (Ihr kennt das) durchlaufen muss. Ich erwarte mit Spannung den Realitätsabgleich.

24876 – It’s a kind of magic

Heute ist der letzte volle Tag in Hummelfeld. Ich bin im Urlaubsmodus, nichts was am Tablet geschieht, müsste wirklich geschehen, auch wenn ich noch die eine oder andere eckige Klammer aufarbeite. Mit eckigen Klammern kennzeichne ich mir Bearbeitungshinweise in unfertigen Texten [hier eventuell Beispiel einfügen].

Den Urlaubsmodus erkennt mensch am Geocaching. Ich habe einen angemessen langen Spaziergang im Wald gemacht und weil der Mensch ein Ziel braucht, habe ich den nächsten Cache angelaufen und auch gefunden.

Vergleichsweise früh am Nachmittag wieder zurück. Es ist noch viel vom Tag übrig. Ich beginne für die erste Zeit zuhause zu planen. Ich schreibe einen später zu veröffentlichenden Blogbeitrag.

Später nehme ich ein Wannenbad und habe den Gedanken, dass ich damit den Aufenthalt hier rahme, ein Wannenbad unmittelbar davor und eines zum spätmöglichsten Zeitpunkt hier. Dazwischen der Text, der mir einen Abschluss ermöglichen soll. Und das Re-Reading von „Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien“  (Watzlawik u.a.) habe ich diese Nacht abgeschlossen. Und die letzte Folge, der zwei Staffeln „Better Off Ted“, die ich als mediale Wegzehrung dabei hatte,  gerade eben. Soviel Abschluss an einem Tag, in meinem Kopf findet das alles zusammen. Ich kann das gut als magisches Denken identifizieren, sei’s drum, das ist nur eine magische Klammer mehr, denn in Berlin ging es auf dieser Tour mit dem Magicum ja los. Die Tour als Ent-Bindungs-Zauber. Ich lass‘ das mal so stehen.

Ab sechs kochen wir zusammen, um sieben essen wir und um acht sitzen wir vor den Geräten. Später sitze ich noch etwas mit E. zusammen.

24877 – Ein voller Rückreisetag

Weil ich vermutlich nicht zum Schreiben kommen werde:

Wir planen für den frühen Nachmittag einen Besuch in Flensburg bei J., den Ihr schon auf dem Down-Memory-Lane-Foto gesehen habt. Heute auch elf Jahre älter.

Am Abend hat E. einen Termin in Kiel und kann mich bei der Gelegenheit mit zum Bahnhof dort nehmen.

Es folgt eine Zugfahrt, die in Gießen endet, kurz nachdem dieser Text online geht und der letzte Bus in meine Richtung abgefahren ist.

Wenn ich clever bin, nehme ich mir ein Taxi, wenn ich ich bin, laufe ich zwei Stunden nachhause (Spoiler: ich war clever).

o-<O>-o

Der ICE hat WLAN und ich komme doch zum Bloggen, ab jetzt gibt es Live-Berichterstattung:

Fünfzehn Minuten vor Abfahrt informiert die Anzeige, dass der gebuchte ICE heute nicht von Kiel abfährt, stattdessen von Neumünster. Dorthin werde ich, gemeinsam mit etlichen anderen via Regionalbahn gebracht. Der ICE wartet dort auf uns, eigentlich alles einfach und gut gelöst, aber natürlich ist die zwischendrin aufkommende Unsicherheit (denn zu Beginn der Fahrt ist keineswegs klar, dass alles einfach und gut sein wird) lästig und unangenehm. Labilere Geister imaginieren Nächte auf zugigen Bahnhöfen. Nächste Aufgabe: Umsteigen in Hamburg, es ist alles etwas knapper als geplant.

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Klappt dennoch gut, der ICE hat einen Teil der Verspätung aufgeholt. Ich warte komfortable fünfzehn Minuten auf dem Umsteigebahnsteig.

Das Umsteigen in Kassel-Wilhelmshöhe wird den Schwierigkeitsgrad deutlich steigern, fünf Bahnsteige sind in acht Minuten zu überwinden. Ich bin bereit, an der Herausforderung zu wachsen.

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Und dann wird’s vor Ort nochmal richtig spannend. Eine Verspätung verkürzt die Umsteigezeit auf drei Minuten und die zu bekommende Regionalbahn ist die letzte für heute. Wir erinnern uns an die labileren Geister, die Nächte auf zugigen Bahnhöfen visionieren. Denen schließe ich mich nun wohlbegründet an und beeile mich unwürdig.

Und gut so, ich stehe keine dreißig Sekunden auf dem richtigen Bahnsteig, da fährt die Bahn ein. Dass es wirklich die richtige Verbindung ist, kann ich nicht überprüfen, sowohl auf dem Bahnsteig, als auch in Zug sind die Anzeigetafeln außer Betrieb. Soviel kann ich sagen, die Richtung stimmt.

Meint: Sofern ich jetzt nicht den Ausstieg verpasse, sollte ich so gut wie zuhause sein. Ankunft 0.05 Uhr.