http://www.formspring.me/moudubi

2009-12-16-formspring-doodleSeit einigen Tagen geht  formspring.me im Web herum. Ein Dienst, der die Möglichkeit zur Verfügung stellt, sich anonym befragen zu lassen. Über die Veröffentlichung entscheidet derjenige, der das Konto angelegt hat, also der Befragte. Auch ob und wie viele Fragen nicht beantwortet werden, bleibt sein oder ihr Geheimnis. Wenn es also etwas gibt, das ihr schon immer wissen wolltet, aber nie zu fragen wagtet, dann auf zu meinem Konto.

Bin gespannt, ob und wie sich formspring.me weiter entwickelt. Im Moment kommt es mir wie eins von diesen Spielzeugen vor, mit denen man sich eine Zeit lang beschäftigt und es irgendwann auch wieder bleiben lässt. Nicht, weil die Anzahl der zu stellenden Fragen endlich ist, sondern weil der Reiz nachlässt. Kommt auf eure Fragen an. Und wenn ihr irgendwann in ferner Zukunft auf mein Konto wollt und es ist keines mehr da, dann hatte ich mit meiner Voraussage recht, denn: formspring.me löscht das Konto nach sechs Monaten ohne Zugriff.

Und weil wir gerade bei Spielzeug sind, das Dooodl-Widget links in der Seite (ja, das mit der naiven Kunst) hat sich zu einem meiner Liebligsspielzeuge entwickelt. Beim Malen lässt sich aufgrund der beschränkten Möglichkeiten kaum was falsch machen, das entspannt (obwohl, der Anspruch wächst). Ich lasse mich zur Zeit durch meine Linkliste anregen und nutze so die Möglichkeit, euch Links vorzustellen, die einen eigenen Beitrag nicht wert sind, aber eben doch, hmm, irgendwie interessant.

Das Beste an den Dooodls: ihr könnt auch welche machen und mit Linktipps versehen. Einfach mal ausprobieren! Oder mal die Doodl-Galerie anschauen!

Damals …

… waren die Halbstarken noch Ganzstarke!

1973-19-xx-ganzstark

Meine Tochter hat mir auf  formspring.de die folgende Frage – deren Antwort an diese Stelle passt – gestellt.

Was ist wohl das Unbedachteste oder Bescheuertste,  das du in deinem bisherigen Leben angestellst hast? Und wissen deine Kinder davon?

Nein, wissen sie nicht. Dabei wird die Antwort nicht sonderlich aufregend sein, fast schon eine Banalität. Trotzdem habe ich lange gebraucht, sie zu finden. (…)

(…)

Das wohl unbedachteste und bescheuertste meines bisherigen Lebens ist die Art und Weise, wie ich zwischen 16 und 18 Jahren Motorrad gefahren bin. Das „Motorrad“ war eigentlich ein Kleinkraftrad, 50 Kubik und 80 Km/h schnell. Gerade schnell genug, um damit in der Stadt zu schnell fahren zu können, rücksichtslos sowieso und natürlich immer ohne Helm. Damals gab es noch keine Helmpflicht und die langen Haare im Fahrtwind, das kam einfach gut. In einem meiner Fotoalben habe ich noch einen Stadtplan des Frankfurter Vororts, in dem ich aufgewachsen bin. Darauf 16 (sechzehn) Kreuze, die Orte kennzeichnen, an denen ich mit meinem Motorrad gestürzt bin. Es gibt einen 17. Sturz außerhalb dieser Karte. Als ich die Kreuze einzeichnete war ich noch stolz darauf. Kein Gedanke, dass ich vielleicht ein schlechter Fahrer sei, denn schließlich war ich bei allen Stürzen entweder betrunken oder es regnete. Da kann sowas schon mal vorkommen. Echt bescheuert. Risiken einzugehen, die man nicht abschätzen kann, ist bescheuert (nicht die Risiken, sondern das nicht abschätzen können). Doppelt bescheuert, wenn man nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährdet. Hab ich getan, zwei Jahre lang, war bescheuert, nummer-eins-bscheuert.

OK, für alle, denen die Antwort zu langweilig ist, noch ein Schwank aus der Anekdotensammlung. Gibt keine Pointe, ich sag das gleich, dann müsst ihr auch keine erwarten, ist mehr so ein Haben-wir-mal-gemacht-Ding. Gleiche Zeit wie oben, die gleichen Motorräder und gleichen bescheuerten Jugendlichen. Ich und Freund P., sommerabends und betrunken, … Nein, halt, weiss denn heute noch jemand was „Blitzer“ waren? Blitzer waren Anfang der 70er Jahre immer mal wieder in den Schlagzeilen, weil sie an irgendeinem öffentlichen Ort oder bei irgendeinem Ereignis kurz nackt durch die Szenerie rannten und dann auch wieder verschwunden waren. Sagen wir die Queen nimmt die Parade ab, Blitzer rennt nackt durch die Parade, ab in die nächste Gasse und nie wieder gesehen. Am nächsten Tag dann Schlagzeile in der Bild oder ein Artikel in der Quick. 15 Minuten Ruhm, ein nackter öffentlicher Arsch war damals noch was.

OK, P. und ich also, betrunken und übermütig und voll der Bewunderung für blitzende Ärsche beschließen eines lauen Sommerabends unseren Beitrag zum allgemeinen Sittenverfall zu leisten. Die Queen war gerade nicht da und weil wir auch auf andere Gelegenheiten nicht warten wollten, beschlossen wir …, naja, beschlossen haben wir vermutlich gar nicht, auch nicht größer nachgedacht, also wir hielten es in diesem Moment für eine gute Idee, auf unseren Motorrädern mal eine Runde durchs Vorstädtchen zu fahren, nackt. Das haben wir dann auch getan, entlang der noch belebten Hauptstraßen und am Polizeirevier vorbei, die Nummernschilder mit verknoteten Taschentüchern verdeckt. Das war notwendig um gesehen zu werden, wie sollte sich den sonst unser Ruhm verbreiten, und um das rechte Mass an Uns-doch-egal-Attitude nicht nur den Sitten, sondern auch der Staatsgewalt gegenüber, zu beweisen. Wie angekündigt, keine Pointe, alles ging gut, Freund A. hatte uns gesehen, erkannt und verbreitete unaufgefordert unsere Großtat, die Clique schwankte zwischen Kopfschütteln und Bewunderung, 2 Tage lang waren wir Helden. Ende.