24842 – So soll es sein

Banksy

Einige von Euch werden es schon bemerkt haben, in den letzten Tagen hat sich hier eine gewisse Regelmässigkeit eingestellt, die es zuvor nicht gab. Das ist Absicht, zumindest ein Jahr lang soll es hier tägliche Beiträge geben. Das kann natürlich nur funktionieren, weil WordPress (das ist die Verwaltungssoftware für Blog-Beiträge) es erlaubt, die Veröffentlichung von fertigen Beiträgen vorzudatieren. Das erlaubt mir beitragsfreie Tage zu haben, an denen ich mich nicht kümmern muss. Im Moment versuche ich jeweils um 23.50 Uhr die jeweiligen Tagesbeiträge an den Start zu bringen, so dass Ihr sie am Morgen des nächsten Tages verlässlich lesen könnt.

Regelmäßige Leser, denen ich von meinen Plänen erzählt habe, fragten als erstes, ob denn dann die Monatsüberblicke wegfallen. Deswegen hier ausdrücklich bemerkt: nein, nichts wird wegfallen, alles bleibt erhalten, die Beiträge, in denen ich mehrere Tage zusammenfasse, werden vielleicht eine andere Form bekommen, inhaltlich wird sich nichts verändern.

Was ich tun möchte ist, die Lücken zwischen den bisherigen Beiträgen zu füllen. Das Neue sind also Lückenfüller. Das möchte ich nicht abwertend verstanden wissen, sondern eher als eine neue Qualität. Lückenfüller sind mit weniger Anspruch verbunden, manchmal spontaner und im Idealfall tagesaktuell. Ich will mir damit erlauben, etwas zu schludern und Euch auch mal einen unfertigen Gedanken oder Beitrag zuzumuten.

Vermutlich haben die Lückenfüller ein X-des-Tages-Format: Bild des Tages, Wort des Tages, Zitat des Tages, Fundstück des Tages , Entsorgtes des Tages. Oder beliebige Mischungen aus allem. Und – beinahe hätte ich es vergessen – die Lückenfüller sollen positiv konotiert sein. Im Zweifelsfall bekommt Ihr als Wort des Tages also nicht „Fehldiagnose“ sondern „Spontanremission“. Ich erspare Euch meine Sammlung von selbstaufgenommenen Roadkill-Bildern, stattdessen gibt es die Fast-Makro-Aufnahmen der Moose auf den Steinen vor meiner Tür.

Mir und Euch zur Erinnerung: Bleibt positiv!

Google Fonts deaktiviert

Fällt Euch irgendetwas an der Seite auf? Könnte sein, dass die Schrift nicht so schick ist. Bis jetzt bekamt Ihr die von Google, seit heute nimmt die Seite eine Schrift, die sie irgendwo bei Euch findet. Wäre nicht notwendig gewesen, gäbe es nicht die Gier in dieser Welt, nicht die DSGVO und nicht Google. Wenn Euch an dem Thema irgendwas interessiert, „Abmahnwelle wegen Google Fonts“ ist ein guter Anfang.

Update (21.12.22): Die Nasen, die mir und etlichen anderen Arbeit und Kosten verursacht haben, sind nicht „einfach so“ davon gekommen. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft in einer Pressemeldung:

In einem Verfahren […] wurden heute wegen des Verdachts des (teils) versuchten Abmahnbetruges und der (versuchten) Erpressung in mindestens 2.418 Fällen durch die Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin Durchsuchungsbeschlüsse in Berlin, Hannover, Ratzeburg und Baden-Baden sowie zwei Arrestbeschlüsse mit einer Gesamtsumme vom 346.000 Euro vollstreckt.

Den Beschuldigten wird vorgeworfen, bundesweit Privatpersonen und Kleingewerbetreibende, die auf Ihren Homepages sog. „Google Fonts“ – ein interaktives Verzeichnis mit über 1.400 Schriftarten, die das Schriftbild einer Webseite bestimmen – eingesetzt haben, per Anwaltsschreiben abgemahnt zu haben. Zugleich wurde diesen angeboten, ein Zivilverfahren gegen Zahlung einer Vergleichssumme in Höhe von jeweils 170 Euro vermeiden zu können. Dass die behaupteten Schmerzensgeldforderungen wegen Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung nicht bestanden, soll den Beschuldigten dabei bewusst gewesen sein. Entsprechend sollen sie auch gewusst haben, dass für die Angeschriebenen kein Anlass für einen entsprechenden Vergleich bestand, da sie die angeblichen Forderungen gerichtlich nicht hätten durchsetzen können. Die Androhung eines Gerichtsverfahrens soll daher tatsächlich nur mit dem Ziel erfolgt sein, die Vergleichsbereitschaft zu wecken.

Ein diffuses Gefühl des Verlusts

Die Häufigkeit, mit der ich an Blogbeiträgen gedanklich herumbastele, bevorzugt beim Einschlafen, steht in keinem Verhältnis zur Häufigkeit, mit der hier Beiträge erscheinen. Und ich spreche hier nicht von einem kleinem Mißverhältnis, sondern von einem großen, sagen wir eins zu zwanzig. Meint: von zwanzig Fällen – in denen ich in meinem Bett liege, einen Gedanken habe und bemerke, ihn bemerkenswert finde, von gedankendeutsch in schriftdeutsch übersetze und in den Teil meines Hirns schiebe, wo er hoffentlich auch am nächsten Morgen noch liegt – packt es genau einer hier in den Blog. Das kommt mir wie eine große Gedankenverschwendung vor.

Bei genauer Betrachtung ist die Verschwendung nicht ganz so groß. Bei rund einem Drittel der potentiellen Blogbeiträge komme ich direkt oder nach einiger Überlegung zum Schluss, dass deren Inhalt vielleicht doch besser in meiner Einschlafphase bleibt. Kein Verlust.

Aber da sind diese zwei Drittel potienteller Blogbeiträge, von denen ich erzählen möchte. Die, die schon während der Nacht verloren gehen. Denn dieser Teil meines Hirns, wo die Gedanken bis zum nächsten Morgen lagern, ist chronisch unzuverlässig. Dieser großartige Nachtgedanke ist am nächsten Morgen nur noch ein Gefühl, ähnlich dem, wie es nicht mehr zu erinnernde Ideen während des Genusses von psychedelischen Drogen waren – damals, mehr als ein halbes Leben zurück. Da war diese eine große Idee wie sich Armut bekämpfen und Weltfrieden herbeiführen ließe, einfach umzusetzen und frei von schädlichen Nebenwirkungen. Alleine den Gedanken zu haben, hatte  schon etwas weniger arm und sehr viel friedvoller gemacht. Blöderweise habe ich nicht darüber gesprochen, auch nichts notiert, vermutlich war ich abgelenkt durch …, also abgelenkt, es ist schwer zu erinnern. Man kennt das. It´s a feature, not a bug. Es geht darum, in der Situation zu sein; wer fährt schon Achterbahn, um sich daran zu erinnern. Obwohl, ich habe mal einen kennengelernt, nur kurz, der sammelte Achterbahnfahrten. Aber der war auch Mitglied bei der FDP, ist also vielleicht die Ausnahme zur Regel. Wie auch immer, abgelenkt ist schnell, seht ihr selbst, drei Zeilen genügen. Interessant ist das nur für Menschen, die gerne einen vertieften Zugang zu meiner Einschlafphase hätten.

Einen Rausch und mehrere Stunden Schlaf später erwacht ihr in eurem Bett – oder ich erwache, manchmal verwischen Drogen ein wenig die Perspektive, nehmen wir also an ihr seid ich oder wenigstens WIE ich -, vielleicht seid ihr auch schon entspannt beim Frühstück, da überkommt euch diese Ahnung, dass ihr da gestern an etwas Großem dran wart. Etwas, das der Welt mitgeteilt werden sollte. Ihr seid nicht gänzlich naiv, ihr wisst, die meisten Dinge, die die Welt wissen sollte, wurden ihr schon von anderen mitgeteilt. Ihr seid nicht die, die kalten Kaffee aufwärmen (die Kaffee-Metapher fällt euch auch nur ein, weil ihr gerade beim Frühstück vor einer Tasse sitzt), aber der Gedanke gestern, der hat das unerinnerte Thema doch aus einem ganz frischen Blickwinkel betrachtet. Einfach und überzeugend zugleich. Was war es noch gleich? Dass Armutsbekämpfung mit der FDP nicht zu erreichen ist? Plausibel, aber kalter Kaffee. Außerdem ist euch die FDP schnurz, das kann es nicht gewesen sein. Aber nah dran. Bleibt die Armutsbekämpfung, ja, fühlt sich richtig an. Und ist auch nah genug an eurem Alltag, mit Armut kennt ihr euch aus. Jetzt seid ihr sicher, ihr hattet einen großen und mitteilenswerten Gedanken zur Armutsbekämpfung, nämlich den, dass …, dass …, ihr kommt nicht mehr drauf. Der Gedanke ist so weg wie er gut war.

Und ihr wart so nah dran! Keine Armut nirgends mehr. Das wäre doch ein gutes Ergebnis gewesen, auch wenn im Prozess irgendwo der Weltfriede untergegangen ist. Darum hätte man sich später kümmern können. Es bleibt ein diffuses Gefühl des Verlusts.

Kennt ihr, oder? Kennt jeder, der schonmal die entsprechenden Drogen genommen hat. Wenn ihr es nicht kennt ist das auch kein Verlust und ihr habt jetzt zumindest mal davon gelesen.

Warum Instagram?

Weil es einfach ist.

Instagram ist einfach für den Ersteller des Inhalts und es ist einfach für den Rezipienten. Am Wichtigsten für beide Parteien ist dabei vermutlich die Ein-Knopf-Gefällt-Mir-Funktion. Ich erklär´s hier mal ausführlicher, weil ich von zweien meiner drei LeserInnen weiß, dass sie Instagram ohne genauere Kenntnis desselben ablehnen.

Instagram erlaubt mir mit minimalem Aufwand Fotos einem breiten Publikum (meinen Followern) vorzustellen und kurz zu kommentieren. Menschen, denen gefällt, was sie sehen, können dann mit einem Touch signalisieren, dass sie das Bild mögen. Mir wiederum wird angezeigt, dass sie es mögen (oder zumindest zur Kenntnis genommen haben).

Dies ist die Kernfunktion, mit den Jahren sind mehr Möglichkeiten hinzugekommen, die uns hier alle gerade nicht interessieren. Mit einer erwähnenswerten Ausnahme, der immer leistungsfähiger gewordenen Bildbearbeitungsfunktion, die direkt in den Bereitstellungsprozess eingebunden ist. Der Drei-Schritt von Bild auswählen-bearbeiten-hochladen ist mühelos.

Soweit, so abstrakt. Konkret bedeutet diese Vereinfachung, dass es mir nun schon seit über einem halben Jahr gelingt, täglich (!) mindestens ein Bild in einem meiner zwei Accounts einzustellen. Der erste ist ein privater Account (das heißt ihr müsst bei mir anfragen, ob ihr ihn folgen dürft), auf dem ich die Arbeitsfortschritte am Dome dokumentiere. Hier die Bilder von neun aufeinanderfolgenden Tagen:

Ihr seht, da geht es weder um gute, noch um schöne Fotos, Ziel ist einfach die Dokumentation.

Die Testbilder in der oberen Reihe sind genau das, Testbilder. Instagram zickte irgendwie rum und ich wollte etwas ausprobieren. In der Folge gab es den ersten eher skeptischen Beitrag über Instagram. Aber, beachte das Gute im Schlechten, zu diesem Anlass sind auch die ersten Buchstaben des Baustellen-Alphabets entstanden.

Den zweiten, öffentlichen Account (der von jedem eingesehen werden kann) befülle ich mit „Dreier-Serien“. Das sind jeweils drei, auf irgendeine Weise miteinander verbundene Fotos, die nur genau diese eine Eigenschaft miteinander  teilen (müssen, des Konzeptes wegen): drei zu sein.

Drei Elektronik-Installationen, drei Libellen, drei Schatten, so halt. Das ist jetzt nicht der Hammer von Konzept, aber schwierig genug. Und letztlich handelt es sich bei diesem Account um einen Lückenfüller, Ziel waren tägliche Beiträge und ich brauchte etwas für die baustellenfreien Tage.

Bis zu diesem Punkt zusammengefasst: Ich nutze Instagram, weil es mir auf einfachste Weise erlaubt meine Themen anderen zugänglich zu machen, mal ernst (Dokumentation), mal verspielt (Drei gewinnt). So weit, so unpersönlich. Aber es gibt einen persönlichen Grund, der mich möglicherweise noch stärker zur Nutzung von Instagram motiviert. Ich bleibe darüber mit meinen Kindern in Kontakt, die in weit entfernten Städten ihre eigenen Leben leben. Mit Instagram kann ich unkompliziert (und „eigentlich“ ja nicht einmal speziell an sie gerichtet) Meldung aus meinem Leben geben und sie könne mir mit einem Touch zurückmelden, dass sie es wahrgenommen haben. Wenn das zu wenig ist, telefonieren wir, aber für den alleralltäglichsten Alltag (der ja immer auch etwas langweilig ist) funktioniert Instagram zum Kontakthalten besser, als alles andere, das wir davor hatten. Ein guter Grund.