Erinnert Ihr Euch an die durchgebloggte Woche letzten Monat. Das probiere ich gerade nochmal, es hat gar nicht wehgetan. Direkt am Monatsanfang damit zu beginnen, hat einen kleinen, eher technischen Vorteil, mit dem ich Euch nicht langweilen will. Los geht’s.
1.11.2023, Mittwoch
(Groß-)Tante Lenis Todestag, nicht heute, sondern vor mehr als fünfzig Jahren. Sie ist eine meiner Lieblingsverwandten, vermutlich einfach deswegen, weil sie gut zu mir war und wir auch regelmässig Kontakt hatten. Dass sie mit ihrem Tod meinen 14. Geburtstag massiv störte, sei ihr verziehen, ich bin sicher, hätte sie es vermeiden können, sie hätte es getan. Mehr dazu im Blogbeitrag vom 1.11.1970.
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Für meine Verhältnisse früh aufgestanden, sogar noch vor dem gestellten Wecker, um mich gegen halb eins mit A. zum Brunch zu treffen. Neben allerlei Plauderei geht es auch um die Feinabstimmung unseres morgigen gemeinsamen Ausflugs nach Frankfurt. Auf dem Rückweg am Baumarkt vorbeigefahren und Holzleim mitgenommen, leider vergesse ich Brot, das auch auf dem inneren Einkaufszettel stand. Gegen sechzehn Uhr bin ich wieder zuhause.
Abends Mail vom der Dating-App, mein Account sei nun gelöscht. Das ist nicht überraschend, es gab mehrere Vorwarnungen, so viele, dass ich dachte „Dann tut es doch endlich, statt nur davor zu warnen!“ Dating war im Sommer 22, dann kamen ab Dezember all die niederdrückenden, persönlichen Ereignisse (hier verlinkt zum Jahresrückblick – kommt noch) und im Moment bin ich halbwegs wieder erholt davon, aber der Wunsch nach Verpartnerung hat stark nachgelassen und ist zumindest in der Online-Version den Aufwand nicht wert..
2.11.23, Donnerstag
A. und ich unterwegs nach Frankfurt. Weil Friedberg im Moment eine echte Engstelle im öffentlichen Nahverkehr darstellt, wollten wir clever sein, mit dem Auto dorthin und nur den Rest der Strecke mit der Bahn fahren. Eine gute Idee, die in der Umsetzung an einem Stellwerksfehler scheiterte, der uns trotz aller Bemühung eine Stunde kostete, die wir wartenderweise – oder in anderen als den geplanten Verkehrsmitteln – verbrachten.
Ein Gutes hatte die Geschichte dennoch, während exakt dieser Fahrt entwickelten wir spontan die Idee eines gemeinsamen Städtetrips nach Budapest im Frühjahr/Sommer 2024. Ihr werdet sicher davon lesen.
„Ach was“ ist die Austellung zum hundertsten Geburtstag von Loriot im Frankfurter Karikaturen-Museum überschrieben. Loriot war damals eine große Sache und macht auch heute noch Retro-Spass. Spass, den sich mehr Menschen wünschen, als ich an einem Donnerstagmittag erwartet hätte. Es war sehr voll, vor allem mit Menschen, die vermutlich mit Loriot groß geworden sind. Etwas enttäuscht war ich davon, dass zugunsten dieser Sonderausstellung die Dauerausstellung komplett ausgeräumt war, die hätte ich gerne auch angeschaut, zumindest oberflächlich, denn eines wurde bei Loriot schon deutlich, Karikaturen erfordern einen gewissen Leseaufwand, wenn man Spass dran haben möchte.
Leseintensiv war auch die zweite Austellung, die wir besuchten: „Streit – Eine Annäherung“ im Museum für Kommunikation. Klingt trocken und theoretisch, war aber durch viele gelungene Exponate und Mitmachangebote soweit aufgelockert, dass wir gut im Gespräch miteinander waren und erst gegen Ende der Ausstellung Konzentrations- und Nikotinmangel zum Tragen kam. Zwanzig Minuten vor Schließung verließen wir das Museum, liefen zum Bahnhof und gelangten diesmal problemlos zurück nach Friedberg.
Dort, in Friedberg, das sah der der Plan vor, wollten wir essen gehen. Ja, mach‘ nur einen Plan … . Auf einen zweiten Blick sagte uns Google Maps, das Restaurant sei „Dauerhaft geschlossen“, aber wir sind ja flexibel (unterdrücktes Lachen aus dem Off), entschieden uns schnell für eine Alternative in Lützellinden, nur um dort zu erfahren, dass es das bevorzugte Angebot dort nicht mehr gibt. Müde, hungrig, kalt, da hilft nur der Rückgriff auf Routinen, wir landen beim Stamm-Türken (keine Dönerbude, sondern ein eher hochpreisiges, lamm- und knoblauchlastiges Restaurant mit angenehm bürgerlicher Atmosphäre). Womit ich im Nachgang sehr zufrieden bin, vermutlich hätte keine der zuvor angedachten Möglichkeiten uns einen ähnlich angenehmen Abschluss mit ähnlich gutem Essen bieten können.
3.11.23, Freitag
In der Kurzversion stünde hier „Eine Winzigkeit für die Fensterfront, später Lebensmitteleinkauf“, fertig. Solche Einträge unterschlagen die vielen anderen Kleinigkeiten, die sich oft ungeplant wie eine Plauderei auseinander ergeben. Heute, und nur als Beispiel, die Aufbereitung der gestern gemachten Fotos (oft in mehreren Schritten, siehe Bild), die nun noch in ein Album verschoben werden müssen, das ich dann für A. freigeben kann. Stichwort „freigeben“, wäre nicht die Einrichtung eines geteilten Dokuments für die gemeinsame Vorbereitung des Budapest-Städtetrips sinnvoll? Das Dokument mit ersten Ideen anzufüllen benötigt auch etwas Zeit, denn wo sollen die Ideen herkomen, wenn nicht aus einem Reiseführer. Also Reiseführer suchen, herunterladen und grob sichten. Und es gibt noch Google Bard, mal schauen, was der vorschlägt. So vergeht die Zeit.
4.11.23, Samstag
Laute Gespräche und eine Kettensäge holen mich am späten Vormittag aus dem Schlaf. Die ungeliebte Nachbarin fällt eine längst auch im Wortsinn fällige Birke. Also nicht sie tut das, sie hat auch den Ehemann und den ungeliebten Nachbarn dabei. Alles geschieht schnell und professionell, wären es nicht sie (Einzahl) und sie (Mehrzahl), man könnte fast von einem erfreulichen Ereignis sprechen.
Draußen regnet es, ein guter Tag, die Blogbeiträge der letzten zwei Tage nachzuholen.
Der Abend vergeht mit einem Budapest-Reiseführer. Ich sammle Sehenswürdigkeiten und Informationen auf dem geteilten Dokument von A. und mir. Je länger ich das tue, umso mehr Lust bekomme ich auf die Nummer. Meine Sorge, dass wir 14 Tage nicht angefüllt bekommen, scheint unnötig.
5.11.23, Sonntag
Ein Ego-Boost am Morgen – meint nach dem Aufstehen, ich stoße auf einem Selbsttest zur Medienkompetenz, der von halbwegs verläßlichen Institutionen entwickelt ist, turne ihn einmal durch und schneide erfreulich gut ab. Nebenbei, das mit den halbwegs verläßlichen Institutionen steht da nur, um von vorneherein keinen Zweifel am Testergebnis aufkommen zu lassen.
Dort, wo ich nicht gut abschneide (aber immer noch im Durchschnitt liege), sehe ich Möglichkeiten zur Diskussion. Und dafür habe ich ja Euch. Im Wesentlich kostet mich die Frage Punkte, wie mit weitergeleiteten Fake-News umzugehen sei. Meine Haltung, grundsätzlich keine News – egal ob Fake oder nicht – weiterzuleiten (oder darauf zu reagieren) wird zwar einleitend abgefragt, aber, das zeigt die Auswertung, als unwichtig abgetan. Ich halte das für wichtig, denn alle Konfusion bei der Beantwortung der Folgefragen leitet sich daraus ab. Andererseits, das Thema heißt „Mitreden“, und das verweigere ich mit meinem Grundsatz tatsächlich. Es gibt also keinen Grund allzusehr herumzupinzen.
Der Punktabzug beim Thema „Fakten checken“ ergibt sich aus der Frage, ob man die Nachrichtenredaktion des Senders NTV eher oder eher nicht als neutral einschätzt. Ich eher nicht. Keine Nachrichtenredaktion ist neutral und „eher“ ist in der Verwendung eher schwierig. Ich gebe mir auch bei diesem Thema eher die volle Punktzahl.
Und weil ich gerade beim Thema bin schaue ich mir später im Tag den dritten Teil einer 14-teiligen Vortragsreihe von Philipp Hüble zum Thema Bullshit-Resistenz an. Hüble ist Philosoph und Publizist, wer mehr wissen will, guckt bei Wikipedia. Es scheint sich um den Mitschnitt eines Seminars zu handeln, ist aber an jeder Stelle gut verständlich. Manchen könnte es sogar zu langsam vorangehen, denn in guter Philosophenmanier wird jeder Begriff erst definiert, bevor er im weiteren Verlauf verwendet wird, als hätten wir darunter eigentlich schon immer genau das verstanden. Wer glaubt zu wissen, was ein Trottel ist, erfährt hier Neues.
6.11.23, Montag
Viele Menschen müssen montags wieder zur Arbeit, ich als Rentner nicht, aber um mich zu erinnern, wie das war damals, erledige ich eine Kleinigkeit an der Fensterfront.
Später im Tag eine eineinhalbstündige Dokumentation zu Loriots 100. Geburtstag in der Mediathek der ARD (Link nur gültig bis zum 6.11.24, ich missbillige das).
7.11.23, Dienstag
Die gestrige Kleinigkeit ist in Teilen falsch, lässt sich aber mit geringem Einsatz korrigieren. Ich korrigiere mich langsam aber sicher, und zunehmend zuversichtlich, einem durchaus zufriedenstellendem Ergebnis entgegen.
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Vielleicht werde ich auf die alten Tage rührselig oder sentimental. Gestern bin ich zunächst auf die Story und dann auf das Video des „letzten“ Beatles-Songs gestoßen, der in diesen Tagen veröffentlicht wurde. Und war tatsächlich zu Tränen gerührt. Keine Ahnung wovon genau, vielleicht von den Textfragmenten, die ich verstand, oder den Videomontagen, in denen alte Männer ihren jüngeren Inkarnationen begegnen.
Die Entstehungsgeschichte des Songs ist interessant, ganz unabhängig von den Beatles. Obwohl es vermutlich hilft, die Beatles zu sein, wenn man Peter Jackson mit ins Produktionsboot holen will.
John Lennon schrieb das Lied in den späten 1970er Jahren und nahm es als Demo auf. 1980 wird er in New York ermordet. 1995 arbeiten die verblieben Beatles – Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr – erstmals an dem Song. Sie fügten neue Instrumente und Gesangsspuren hinzu, in dieser Zeit entsteht auch die Gesangsspur von Georg Harrison, der 2001 starb. Über zwanzig Jahre später, im Jahr 2022, entwickelte Peter Jackson und sein Team ein Verfahren, das es ermöglichte, auf dem Demo-Band die Stimme von John Lennon von der Klavierbegleitung zu trennen. Mit dieser bereinigten Tonspur konnten die zwei verblieben Beatles – Paul McCartney und Ringo Starr – den Song fertigstellen.
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Den Müll herausgebracht, was nur deswegen erwähnenswert ist, weil eine der zwei Tüten schon seit ziemlich genau einem Monat neben dem Mülleimer darauf wartete. Als die zweite Tüte dazu kam, war es nicht mehr so dringend, nun konnten die zwei sich miteinander unterhalten. Dennoch war es eine große Freude, als ich die beiden heute mit ihren Freunden wiedervereinte. Aber auch etwas morbide, der ganze Mülltütenverein träumt davon, in der großen Müllhalde aufzugehen. Die aufgeklärteren Müllgenossen träumen von thermischer Wiederverwertung, ich halte das nur für unwesentlich besser. Aber hey, was weiß ich schon.